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Vernissage: "Claudio Hils: Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges"

Begrüssung: Markus Landert, Museumsdirektor

Einführung: Stefanie Hoch, Kuratorin Kunstmuseum Thurgau mit Edwin Ernst Weber, Kreisgalerie Schloss Meßkirch

Das Jahr 2020 führt uns die Fragilität der komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen schonungslos vor Augen. Um die Kontrolle wiederzugewinnen bzw. sie zu demonstrieren, wurden auch innerhalb Europas hart errungene Freiheiten beschnitten: Plötzlich trennten wieder Grenzzäune zwischen der Schweiz, Deutschland und Österreich miteinander verwachsene Lebensräume und die dort lebenden Menschen.

Für Krisensituationen wie diese trainieren Polizei, Sondereinsatzkommandos, Militär und Brandschutz an speziellen Orten. Für solche Areale interessierte sich Claudio Hils (*1962) bereits, lange bevor überall von "kritischer Infrastruktur" die Rede war. Schon seit Jahrzehnten reflektiert der Fotograf, Dozent und Kurator politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge in seiner Arbeit.

"Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges" (2015–2020) zeigt militärische Tabuzonen, wie sie weltweit existieren, aber kaum zugänglich sind.  Auf abgelegenen Arealen in Süddeutschland wird nicht nur zwischen den Relikten der kriegerischen Vergangenheit und in neuen Trainingshallen, sondern in bühnenhaft konstruierten Dörfern, Wohnzimmern und Flugzeugen – geübt, zukünftigen Terroranschlägen, kriegerischen Angriffen und Katastrophenszenarien zu begegnen.


Aus der mehrjährigen Recherche auf mehreren solcher Übungsgeländen erzeugt der kritische Fotograf eigenständige Bildwelten. Dabei wird die "Realität" in den Bildern zu einer trügerischen: Idyllische Landschaften sind von bizarren Kulissen durchsetzt, daneben wirken "echte" historische Bauten aus der Zeit des Kalten Krieges wie Filmschauplätze.  Zeit- und Wirklichkeitsebenen erscheinen in diesen surrealen Szenerien ineinander verschachtelt. Sie werden zu menschenleeren Bühnen für eine postapokalyptische Erzählung. 

Dabei wird angesichts heutiger Kriegstechniken wie dem Cyberwar auch die Vergeblichkeit all dieser Inszenierungen deutlich. Zwischen den Trainingshallen, den modellhaften und abgewrackten Gehäusen erahnen wir, dass der Spielplan des 21. Jahrhunderts ganz anders aussehen wird. Indem Claudio Hils seine fotografische Recherche durch virtuelle Bilder aus Übungssoftware der Bundeswehr ergänzt, verwischt er die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf einer weiteren Ebene. Dadurch entstehen in analogen und digitalen Übungszeitschleifen künstliche Welten verschiedenen "Grades".  Das Kämpfen und Retten wird vor dem Hintergrund der Vergangenheit in die Zukunft projiziert. Zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen analogen Nachbauten und digitalen Bildern werden grundsätzliche Fragen nach der Abbildbarkeit von Wirklichkeit gestellt. 

Der Eintritt zur Vernissage ist frei. 

Veranstaltungsort

Kartause Ittingen
8532 Warth

Allgemeine Angaben

Tel. Tel. +41 58 345 10 60
sekretariat.kunstmuseumNULL@tg.ch
http://www.kunstmuseum.ch

Organisation

Kunstmuseum Thurgau