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Corbaz, Aloïse (1886 – 1964)

Aloïse Corbaz, bekannt geworden unter ihrem Vornamen, gehört zu den berühmtesten Künstlerinnen der Art brut. Sie wuchs als eines von acht Kindern in der Familie eines Postangestellten in Lausanne auf. 1906 schloss sie das Gymnasium ab und besuchte danach eine Fachschule für Schneiderei, ohne je als Schneiderin zu arbeiten. Ihr eigentlicher Traum war es, Sängerin zu werden. Sie erhielt privaten Gesangsunterricht und sang im Kirchenchor. Als junge Erwachsene entdeckte sie ihre Vorliebe für Opern. Von 1911 bis 1913 arbeitete sie in Deutschland, wo sie unter anderem in Potsdam im Schloss Sanssouci als Gouvernante die drei Töchter des Hofkaplans von Kaiser Wilhelm II. betreute. Während dieser Zeit entwickelte sie eine Verehrung für den Kaiser.
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz legte Aloïse vermehrt ein auffälliges Verhalten an den Tag. Sie schrieb exzessiv und formulierte pazifistische Ideen. 1918 wurde sie im Alter von 32 Jahren in die psychiatrische Universitätsklinik Cery eingewiesen. Die Ärzte attestierten eine paranoide Schizophrenie. Im Herbst 1920 wurde sie in das Asile de la Rosière in Gimel bei Lausanne verlegt, ein Heim für unheilbare Psychiatriepatientinnen und -patienten. Der Oberarzt und spätere Direktor von Cery, Professor Hans Steck, interessierte sich bereits früh für die Zeichnungen seiner Patientin und besuchte sie auch regelmässig in Gimel.
Infolge ihrer Erkrankung zog Aloïse sich ganz in ihre Fantasiewelt zurück, die sie in ihren Zeichnungen Wirklichkeit werden liess. Sängerinnen, Blumenverkäuferinnen, sich umarmende oder festhaltende Paare, aber auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. und andere historische Persönlichkeiten beleben ihr Universum, das auf Einzelblättern, langen Papierbahnen oder in Zeichenheften Gestalt annahm. Ihr Werk entwickelte sich in mehreren Phasen. Anfänglich arbeitete sie weitgehend im Verborgenen und nutzte gefundene Materialien. Nachdem ihr Schaffen ab 1930 die Aufmerksamkeit der Ärzte erregt hatte, wurden ihr in der Psychiatrie auch Papier und Malmittel zur Verfügung gestellt. Am liebsten zeichnete Aloïse mit Farbstiften der Marke Caran d’Ache, teilweise auch mit Wasserfarbe und Ölkreide. Manchmal nutzte sie aus Experimentierfreude oder mangels anderer Mittel Zahnpasta, den Saft von Geranienblättern und Blüten oder Schokoladenpapier für die Gestaltung ihrer Blätter.

Ausstellungen

Werke

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