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Hannes Brunner: Sternennebel

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Hannes Brunner, "Sternennebel", 1991, © Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 1991

Technik: Dachlatten, Karton, Draht

Hannes Brunners Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie zeitgenössische künstlerische Positionen sich in die traditionellen Räumlichkeiten der Kartause Ittingen integrieren. Seine „Objekte“ sind Sternbild und Lautsprecher in einem. Er bezieht sich in dieser Arbeit auf die Sphärenklänge der Antike und verkörpert so mithilfe seiner Apparate aus Karton und Dachlatten Dinge, die eigentlich weder zu sehen noch zu hören sind.

Hannes Brunner bezieht sich in seiner Installation „Sternennebel“ auf eine antike Theorie der Sphärenharmonie: Pytagoras behauptete, dass jeder Stern wie jeder sich bewegende Körper einen von Grösse und Schnelligkeit abhängigen Klang erzeugt. Im Universum vereinigten sich diese Töne zu einer ununterbrochen erklingenden Musik. Diese Sphärenklänge könnten allerdings von den Menschen nicht wahrgenommen werden.

Hannes Brunner baut aus Dachlatten, Karton und Drähten absurd wirkende Sternbilder. Jede Konstruktion wird bestimmt durch eine Lautsprechergruppe aus Kartonschachteln. Aus diesen erklingen die unhörbaren Sphärenklänge. Darüber oder darunter ist jeweils eine rudimentäre Zeichnung aus Dachlatten und Drähten angeordnet, die die einzelnen Sternbilder symbolisiert. Zu erkennen ist nach Hannes Brunner etwa ein „Spiralnebel in den Jagdhunden“ oder ein „Grosser Orionnebel“.

Natürlich erklingen aus den gebastelten Kartonschachtellautsprechern keine Musik und schon gar keine Sphärenklänge. Und ebenso wenig funktionieren die Dachlattenzeichnungen als Instrumente der Sternenforschung. Brunners Installation zielt vielmehr darauf ab, sichtbar zu machen, dass es auch in der heutigen Welt der Naturwissenschaften Unsichtbares und Unhörbares gibt. Das Kunstwerk will nicht selbst sichtbar machen oder belehren. Es will lediglich offenlegen, dass es durchaus Dinge geben könnte, die weder zu hören noch zu sehen sind - und dennoch gibt es sie: wie eben die Sphärenklänge der Antike.

Heute hängen die Lautsprecheranlagen von Hannes Brunner in einem ehemaligen Kartäuserkloster. Kartäusermönche unterwerfen sich einem strengen Schweigegebot. In der Stille suchen sie mit Meditation und Gebet ihre Erfahrung Gottes. Vielleicht klingt heute in den Lautsprecheranlagen von Hannes Brunner auch etwas von dem nach, was die Kartäusermönche in der Stille hören können.

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