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Christine und Irene Hohenbüchler: Wilde Gärten: Panther

Herstellungsjahr: 2007

Technik: organisches Material

Was für ein aussergewöhnlicher Busch wuchert denn da hinter dem Museum? Er sieht aus wie ein Tier, steht auf vier Beinen und hat unübersehbar Kopf und Leib. Aber ebenso unübersehbar ist es ein Weidenbusch, der lediglich von Menschenhand in eine tierhafte Form gezwungen wurde.
Der Weidenpanther ist das letzte Zeugnis eines Kunstprojekts, das Christine und Irene Hohenbüchler 2003 in der Kartause Ittingen realisierten. Die in der Nähe von Wien lebenden Zwillinge arbeiten künstlerisch mit Menschen zusammen, die teilweise aus benachteiligten Gesellschaftsschichten stammen. So haben sie schon Arbeiten in Gefängnissen oder psychiatrischen Anstalten realisiert. Die Hohenbüchlers bezeichnen diese Praxis der Zusammenarbeit als "multiple Autorschaft".
In der Kartause Ittingen starteten die Künstlerinnen ein Projekt mit betreuten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werkbetriebs, die hier einen geschützten Arbeitsplatz haben. Sie luden sie ein, ihre Vorstellungen eines eigenen Gartens zu formulieren: "Was für einen Garten möchtet ihr gerne bauen und betreuen?" war die Frage der Künstlerinnen an die Beteiligten. Und weiter: "Wichtig ist uns dabei, dass sich die Beteiligten einen 'Wunsch' erfüllen, d.h. sich etwas bauen, das sie schon immer gerne gehabt hätten."
Mit Zeichnungen konkretisierten die Betreuten ihre Ideen und suchten mit den Künstlerinnen nach Lösungen für deren Realisierung. Bald war eine Vielzahl von Leuten in diesem Projekt eingebunden: Unter der Leitung von Christine und Irene Hohenbüchler arbeiteten die Mitarbeiter der Stiftung Kartause Ittingen zusammen mit Studierenden der Technischen Universität Wien und dem Museumspersonal an der Umsetzung der visionären Ideen. Innerhalb weniger Wochen entstanden ein Bauerngarten und ein Rüebliacker, ein Garten für Ausserirdische, eine Ritterburg und eine Blumenente, ein Biotop und ein Kakteenhaus. Insgesamt blühten ab Juni 2003 neun höchst unterschiedliche Gärten auf dem Gelände der Kartause.
Das Besondere der "Wilden Gärten" lag nicht in einer spektakulären Pflanzenpracht oder einer besonders ausgeklügelten Gartenanlage. Das Besondere des Projekts lag darin, dass die normalen Hierarchien auf den Kopf gestellt wurden. Christine und Irene Hohenbüchler stellten ihre Möglichkeiten als Künstlerinnen anderen Menschen zur Verfügung. Für einmal bestimmten jene Menschen, über die normalerweise bestimmt wird.
Da Gärten dauernd Pflege brauchen, war es von Beginn weg klar, dass das Projekt zeitlich beschränkt sein würde. Nur der Panther auf dem roten Teppich von Franz Spangaro, den wir hier vor uns sehen, legt noch heute Zeugnis ab von der unkonventionellen Aktion.

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