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Paul Schlotterbeck: Hubschrauber

Herstellungsjahr: undatiert

Technik: Papier, Karton, Hartfaserplatte, Isolierband, Faden, Tempera, geleimt

Masse: 19 x 46 x 43 cm

Paul Schlotterbeck umgab sich gern mit Waffen, Panzern, Flugzeugen und Schiffen – aus Fundobjekten und Karton. Er war gehörlos und körperlich wie geistig beeinträchtigt und kam 1948 in die Kantonale Psychiatrische Klinik in Herisau. In den 1960er-Jahren begann er, Objekte aus einfachsten Materialien zu bauen. Bekannt wurde er für seine Verteidigungsmaschinerie – zumindest werden seine Objekte so interpretiert: «Es sind Instrumente der Macht, der Verteidigung, der Flucht. Es sind allesamt Werkzeuge,
um der Härte der Welt, den Bedrohungen, denen sich Paul Schlotterbeck ausgesetzt fühlte, entgegenzutreten. Es sind Wünsche in Form von Waffen gegen die Not des Verletzlichen, Schutzlosen, Einsamen» – so interpretierte Ursula Badrutt sein Schaffen.
Wie es dazu kam, und was Paul Schlotterbeck in den ersten 28 Jahren seines Lebens widerfuhr, bleibt im Dunkeln. Hoffen wir, dass Jean Dubuffet, der den Begriff Art brut prägte, Recht hatte mit seiner Aussage in Bezug auf geistig und psychisch Beeinträchtigte: «Die Unwissenheit verleiht ihnen Flügel.»
Vielleicht trifft die Aussage aber auch auf die Betrachtenden von heute zu, für die – ohne biografische Informationen über den Künstler – die Objekte in ihrer Modellhaftigkeit und Reduktion heiter, unbeschwert und bewundernswert kreativ wirken. Entdeckt man dann noch die Aufschrift «Inkontinenz-Slips» auf der Unterseite eines seiner Karton-Segelflieger, darf Paul Schlotterbeck doch auch eine Portion Humor zugesprochen werden.

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