Nach einem Symposion am Kunstmuseum Thurgau zum Thema ortspezifische Kunst begann Daniela Keiser, fotografische Aufnahmen der Kartause Ittingen zu sammeln. Als Konzeptkünstlerin arbeitet sie unter anderem mit Fotografie. Ausgehend von Fragen nach dem Charakter des Ortes und nach der Art und Weise, wie die Anlage des ehemaligen Kloster erfasst werden könnte, suchte die Künstlerin nach Bildern, in denen sich die Beziehung der Mönche zum Himmel spiegeln sollte. Im Archiv der kantonalen Denkmalpflege fanden sich 26 Flugaufnahmen, die den Ort aus der Luftperspektive zeigen. Diese Aufnahmen lassen nicht nur die Veränderungen, die der Ort erfahren hat, modellhaft ersichtlich werden, sondern zeigen auch die verschiedenen Versuche, diesem Wandel habhaft zu werden: Distanz und Ausschnitt betonen immer wieder andere Aspekte. Die meisten Ansichten präsentieren die Gebäude in einer als neutral empfundenen Aufsichtsdarstellung, die kaum von einer traditionellen Vogelperspektive abweicht. Die Künstlerin beschloss, die Annäherung durch eine eigene Flugaufnahme zu ergänzen, die weniger von Konventionen und Normen geprägt sein sollte. Die Künstlerin machte sich an Bord einer gelben Piper – einem zweisitzigen Leichtflugzeug – ein eigenes Bild. Ihre Aufnahme weist keine eindeutige Hoch- oder Querausrichtung auf, sodass die eigene Position als tatsächlich freifliegend, veränderlich und ergebnisoffen dargestellt wird. Die Konzeptkünstlerin spiegelt damit die Nichtdarstellbarkeit eines solchen Ortes oder zumindest die Auffassung, dass es nicht die eine, gültige Darstellung geben kann, sondern es sich immer um ein tastendes Umkreisen, Annähern und Abstandnehmen handeln wird. Aus vielen Einzelbilder wird sich jede und jeder ein anderes Bild dieses Ortes konstruieren. Daniela Keisers Rundflug kreiert ein Bild, das die Betrachtenden gleichsam mit in schwindelerregende Höhen nimmt und ein Stück weit in die Vergangenheit dieses «Flecks der Engel» trägt.
