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Theo: Männer des III Reichs, General FeltMarschall Hermann Göring

Herstellungsjahr: 1989

Technik: Bleistift und Farbstift auf Papier

Masse: 37.5 x 26 cm

Zum anderen schuf Theo eine unheimliche Galerie bedeutender Männer der deutschen Geschichte. Neben Persönlichkeiten wie Kaiser Friedrich III., Paul Hindenburg oder auch Klaus Kinski sind es unübersehbar die Grössen der Nazidiktatur, die seine Fantasie beschäftigten. Hundertfach grinsen da Hitler, Göring und Konsorten aus den Bildern. Es sind nicht eigentliche Porträts der Nazipolitiker, sondern eher maskenhafte Fratzen, die Theo aufs Blatt bannt. Ihre Zuordnung ist weniger durch eine physiognomische Ähnlichkeit mit ihren Vorbildern als durch die Beigabe von eindeutigen Attributen wie Hakenkreuzfahnen und militärische Orden, aber vor allem auch durch die sorgfältige Beschriftung garantiert.
Die unleugbare Bezugnahme auf die Heldenmythen der Nationalsozialisten rührt an ein Tabu. Bis heute dürfen aus gutem Grund Hitlerbilder nur in einem dokumentarischen Umfeld oder versehen mit einem kritischen Kommentar gezeigt werden. Jede Präsentation, die sich dieser Konvention entzieht, gerät in den Verdacht, Instrument einer neonationalsozialistischen Gesinnung zu sein.
Theos Bilder lassen keine eindeutig kritische oder distanzierte Haltung erkennen. Seine mal grinsenden, mal lieblich schauenden Schergenköpfe mit ihren roten Bäckchen erinnern zwar mehr an Kasperlefiguren als an die historischen Akteure des Schreckens. Der ganze Aufwand an Orden, flatternden Fahnen und die fast beschwörend klingenden Aufrufe der Namen der Gezeigten wirken verstörend, weil nicht entschieden werden kann, ob Bewunderung und Verehrung oder Angst und Abscheu der Antrieb für die Beschwörung dieser zweifelhaften Gestalten im Bild ist. Es ist nicht geklärt, was Theo, der dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm nur knapp entronnen ist, mit seinem endlosen Strom der Zeichnungen bezweckte. Aus der Bilderflut lässt sich allerdings eine Mischung aus Faszination, Furcht und Verehrung ablesen, die sich nicht wesentlich unterscheidet von der naiven Ehrfurcht, die auch seine Heiligenbilder prägt. Die Unbestimmtheit von Theos Bildern macht uns ratlos und sie irritiert, weil die Verantwortung dafür, ob wir fasziniert sind oder Abscheu verspüren, nicht an den Autor zurückdelegiert werden kann. Bei der Auseinandersetzung mit Theos Zeichnungen ist jede Betrachterin, jeder Betrachter unausweichlich gezwungen, die eigene Haltung zu überprüfen. Es stellen sich Fragen wie: Worin liegt die Faszination begründet, die wir beim Betrachten von Theos Zeichnungen verspüren? Dürfen solche Bilder überhaupt gezeigt werden? Dürfen sie gezeigt werden, weil Theo als Aussenseiterkünstler gilt? Und: Gibt es Bilder, die überhaupt nicht gezeigt werden dürfen? An Theos Werken kristallisiert sich so eine fundamentale Auseinandersetzung über die Aufgaben und das Funktionieren der Bilder in unserer Gesellschaft, und sie eröffnen eine Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen der Kunst und ihrer Institutionen.

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