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Richard Tisserand: Kraftwerk 2

Herstellungsjahr: 2018

Technik: Hinterglasmalerei, Acryl auf Glas

Masse: 193 x 328 cm

Die dreiteilige Arbeit von Richard Tisserand ist eine Hinterglasmalerei – eine Technik, die der Künstler seit vielen Jahren praktiziert. Wie der Begriff sagt, wird das Bild von hinten direkt auf das Glas gemalt. Der Maler muss dabei umgekehrt zum herkömmlichen Malprozess mit der obersten Farbschicht beginnen und quasi rückwärts malen. Was auf den ersten Blick ein intuitiver und improvisierter Malakt zu sein scheint, ist in Wirklichkeit eine sorgfältig geplante und strategisch ausgeführte Bildproduktion.
Ausgangspunkt für die Hinterglasbilder dieser Grösse sind Fotografien, die der Künstler selber macht. Seine Naturaufnahmen vergrössert er jeweils soweit, dass er sie im Posterdruckverfahren in der Endgrösse des Gemäldes ausdrucken kann. Die auf dem Atelierboden ausgelegten Einzelblätter bilden dann die Vorlage für den Malprozess hinter der Scheibe. Mit minutiös gesetzten Pinseltupfern überträgt er die durch die Vergrösserung unscharf verpixelten Vorlagen, wobei er in feinabgestuften Tönen die schillernde Bewegtheit des Wassers bildnerisch einzufangen weiss.
Wasserspiegelungen sind mit malerischen Mitteln eigentlich nicht festzuhalten. Mit seinen Hinterglas­bildern nimmt Richard Tisserand offensichtlich Bezug auf die malerischen Strategien eines Impres­sionisten wie Claude Monet, der sich an seinen Seerosenbildern über Jahre abarbeitete. Tisserands Materialität des Farbauftrags erinnert noch an das Vorgehen der Impressionisten. Durch den Bild­träger steht bei Tisserand aber immer das Glas zwischen der malerischen Oberfläche und den Betrachtenden. Das Bild wird selbst zu einer Spiegelung, in der sich die Schauenden wiederfinden. Die Materialität des dickflüssigen Farbenauftrags steht dabei in einem krassen Gegensatz zur Glätte des Glases. Diese Widersprüchlichkeit von abweisender Kälte und sensiblem Farbauftrag kann als kritischer Kommentar gelesen werden zur Tatsache, dass wir heute die Welt zunehmend durch die distanzierende Scheibe des Bildschirms sehen wollen.

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