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Rhona Mühlebach: Excitement is not part of my feeling repertoire

Herstellungsjahr: 2021

Technik: 2-Kanal-Video

Masse: 26 Min. 30 Sek

Auf den ersten Blick handelt es sich bei der Videoarbeit «Excitement is not part of my feeling repertoire» um einen Krimi. Akteurinnen der Geschichte sind eine Kriminalkommissarin, die sich mit Aussterbeereignissen und Wildschweinen befasst, ein gefühlvoller Mörder, der seine todkranke Frau in einem Akt der Mitleids umbrachte, ein überlebendes Exemplar einer Neandertalerin, die als Sopranistin Karriere machte, sowie einer Horde intelligenter Wildschweine. Das Zusammentreffen dieser Figuren führt zu einer Reihe von Szenen, in denen das Gefühlsleben der Beteiligten im Zentrum steht. Die Neandertalerin schildert, wie sie zum ersten Mal überhaupt Aufregung verspürte, was ansonsten nicht zu ihrem Gefühlsrepertoire gehört. Der Mörder erweist sich als Mensch, der zwischen Liebe, Bedauern und Hoffnungslosigkeit hin- und hergerissen ist. Die Kriminalkommissarin dagegen ist eine von melancholischen Überlegungen getriebene Pessimistin.
Über der ganzen Geschichte liegt ein Hauch resignativer Weltuntergangsstimmung. Die Kommissarin versteht sich als eine Repräsentantin einer vom Untergang bedrohten Gattung. Die Neandertalerin kommt mit dem modernen Leben nicht zurecht und zieht sich in eine bergende Höhle zurück, und der Mörder ist in hoffnungslosen Zweifeln über seine Tat gefangen. Nur die Wildschweine sind zuversichtlich, dass sie alles überleben werden und die Zukunft ihnen gehört.
Rhona Mühlebach mischt in ihrem Werk Darstellungskonventionen unterschiedlicher Filmgattungen. Sie mischt Sequenzen eines Kriminalfilms, eines Musicals, einer Wissenschaftsdokumentation und sogar eines Videospiels. Eine digital simulierte Höhle ist direkt in eine realistische Landschaftsaufnahme eingefügt, die Neandertalerin singt ihre Arie und die roh gestalteten Wildschweine, die aus einem Videospiel der vorletzten Generation entsprungen scheinen, spazieren über eine fotografisch scharfe Landschaftsszenerie. Auch die Inszenierung des Videos im Ausstellungsraum erweist sich als Aufsplitterung. Die Lautsprecher stehen losgelöst vom Bildschirm frei im Raum. Die Untertitel werden übergross separat an die Nebenwand projiziert, und der Scan einer realen Höhle findet sich als Print auf einem samtenen Textil an der Wand. Während normalerweise der Film eine bruchlos geschlossene Erfahrung anstrebt, zerlegt Rhona Mühlebach ihr Video in die einzelnen Elemente der Inszenierung: in Bild, Ton, Text und Dekor. Die Betrachtenden finden sich in einer Erzählung wieder, in der jede Gewissheit verloren gegangen ist, in der sich jeder Sinn sogleich in sein Gegenteil verwandeln kann.

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