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Der Kartäuserorden

Der Kartäuserorden ist ein rein kontemplativer Orden, dessen Regel von besonderer Strenge geprägt ist. Die Kartäusermönche sind Einsiedler in der Gemeinschaft: Sie verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit allein in ihrer Zelle in Andacht und Gebet. Unterbrochen wird die Einsamkeit für den Chordienst, die Versammlungen im Kapitelsaal und das sonntägliche gemeinsame Mittagsmahl mit anschliessender Erholung, bei der gesprochen werden darf. Das eremitische Ideal der Kartäuser kommt in einer architektonischen Besonderheit ihrer Klosteranlagen zum Ausdruck: Das äussere Merkmal einer Kartause ist der grosse Kreuzgang, um den die Mönchszellen in Form einzelner Häuschen mit eigenem, ummauerten Garten angeordnet sind.

Der heilige Bruno von Köln

Die Ursprünge des Kartäuserordens liegen in der Gründung des Klosters „Grande Chartreuse" (Grosse Kartause) durch den heiligen Bruno von Köln im Jahre 1084. Bruno hatte in Reims studiert und stieg dort in jungen Jahren zum Domherrn und zum Leiter der Domschule auf. Nach Konflikten um eine Bischofswahl – in einer Zeit von kirchlichen Reformen und neuen Strömungen im Klosterwesen – hatte er Reims verlassen und sich für das klösterliche Leben entschieden.
Bereits 1090 verliess Bruno seine Gründung wieder und schloss sich dem päpstlichen Hof an. In politisch turbulenter Zeit begab sich dieser zeitweise nach Süditalien unter den Schutz des Normannenherrschers Roger I. In Kalabrien gründete Bruno ein zweites Kloster, dem er bis zu seinem Tod 1101 vorstand.

Guigo de Chastel

Die Grande Chartreuse überdauerte den Weggang des Gründers, und bald folgten andere Klöster den dortigen Gebräuchen. Guigo I., fünfter Prior der Grande Chartreuse, zeichnete 1121–1127 die „Consuetudines" (Gebräuche) der Kartäuser auf. Diese Regel war die Voraussetzung für die päpstliche Anerkennung als Orden. Sie behandelt die Liturgie, das Leben der Mönche, das Leben der Laienbrüder und schliesst mit einer Lobpreisung des einsamen Lebens in der Zelle – das spezifische Merkmal des Kartäuserordens. Vom Zisterzienserorden wurde die zentralistische Organisation des Ordensverbands übernommen.

Ausbreitung des Kartäuserordens

Im 12. Jahrhundert breitete sich der Zisterzienserorden rasant über ganz Europa aus, das 13. Jahrhundert war das grosse Jahrhundert der Ausbreitung der Bettelorden. Die Kartäuser standen zunächst im Schatten dieser Strömungen. Doch während deren Elan und Pioniergeist im 14. Jahrhundert verblassten, setzte der Kartäuserorden zu seiner grössten Expansionsphase an. Im weiteren Kontext der spätmittelalterlichen Frömmigkeitsbewegungen hatte die archaische Strenge des Eremitenordens eine neue Ausstrahlungskraft für Stifter und Eintrittswillige erlangt. Seit dem 14. Jahrhundert entstanden – im Gegensatz zur Frühzeit – vielfach auch Kartausen in oder bei Städten. Die grösste Zahl von rund 200 Kartausen wurde im frühen 16. Jahrhundert erreicht, kurz bevor die Reformation zur Aufhebung auch zahlreicher Kartäuserkloster führte.