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Bildstein ǀ Glatz: Nr. 1

13. Mai 2018 – 12. August 2018

Bildstein | Glatz: "BAZZ-Rhetikus Kriterium", Ausstellungsansicht, 2014, Palais Liechtenstein, Feldkirch
Bildstein | Glatz: "JOY01", Formstudie, Prototyp für G-Kräfte-Testanlage, 2015, verschiedene Materialien, 112 x 300 x 98 cm
Bildstein | Glatz: "Jacqueline 3", Original Raketengefährt vom legendären Weltrekord im Raketenauto-Dreisprung, 2014, verschiedene Materialien, 119 x 353 x 220 cm
Bildstein | Glatz: "H3-H8", 2015, Öl auf Papier, je 50,5 x 64 cm

Vor einem Jahr baute das Künstlerduo Bildstein | Glatz die beeindruckende Installation LOOP vor dem Kunstmuseum Thurgau. Der knapp 15 Meter hohe Doppellooping, der bis 2020 die Besucher der Kartause Ittingen empfängt, wird ab dem 13. Mai 2018 von einer Einzelausstellung des österreichisch-schweizerischen Künstlerduos begleitet. Die Entstehungsgeschichte des aussergewöhnlichen Kunstwerks unter freiem Himmel kann so in den Innenräumen des Kunstmuseums Thurgau nacherlebt und im Kontext des bisherigen Schaffens in seinem Facettenreichtum wahrgenommen werden.
LOOP verbindet die mönchische Vergangenheit der Kartause Ittingen mit aktuellen Fragen nach Selbstreflexion, Leistungsgesellschaft und der Rolle von Kunst, wie sie seit Jahren von Matthias Bildstein und Philippe Glatz gestellt werden. In ihrem gemeinsamen Schaffen überführen sie Elemente aus Sport und Populärkultur in die Kunst. Nicht nur Farben und grafische Versatzstücke, sondern Archetypen der Freizeitindustrie wie Loopings oder Rampen werden als Formenvokabular aus dem Sport entlehnt und in grosse Installationen überführt. Doch die Ausstellung wird auch den kleinformatigeren Arbeiten auf Papier und Leinwand mehr Gewicht und Raum geben. Kunstgeschichte(n) des vergangenen Jahrhunderts und der Mythos vom Künstlergenie werden aufs Korn genommen und weitergesponnen.
So gehören Grenzüberschreitungen zwischen Freizeitpark und Museum, Benutzbarkeit und Unantastbarkeit, zwischen High und Low, Kritik und Ironie zum künstlerischen Konzept von Bildstein | Glatz. Auch die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion wird infrage gestellt, zum Beispiel angesichts der narrativen Berichterstattung über den Stuntman Brutus. Wem oder was kann man noch Glauben schenken – der Kunst selbst? Dem Irrwitz der künstlerischen Fantasie, die scheinbar unmögliche Konstruktionen wie den LOOP Wirklichkeit werden lässt?

Das Werk von Bildstein | Glatz thematisiert immer wieder sowohl künstlerische als auch metaphysische Vorstellungen von Unsterblichkeit, Schwerelosigkeit und Transzendenz. Wenn ein Raketenauto im Ausstellungsraum von der Überwindung der Schwerkraft erzählt, wenn scheinbar benutzbare Rampen zum Abheben bereitstehen und an der Wand skizzierte Helmen präsentiert werden, so führen solche Arbeiten von Bildstein | Glatz in einen Bereich, der die Sinne unmittelbar verführt und zugleich die Reflexion über Kunst und ihre Mechanismen vorantreibt. Oder wie die Künstler es selbstironisch formulieren: „Neben den Religionen ist die Kunst heute der einzige Ort, an dem Unsterblichkeit erlangt werden kann. Das bedeutet für Skeptiker eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten. Also gehen wir aufs Ganze." 

Zur Ausstellung erscheint die Publikation Bildstein | Glatz, Nr.1 im Verlag für moderne Kunst, Wien, mit Texten von Katharina Ammann, Adrian Dürrwang, Stefanie Hoch, Markus Landert, Fiona Liehwehr und Helga Rietz.

Ob es wohl klappt?:
Test der G-Kräfte Testanlage "Chapique" von Stuntman Brutus

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