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com&com: Boxenstopp. Eingriff 5

10. August 2003 – 21. Februar 2004

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Com & Com: Installation von "Side by Side", 2013/2014, in der Ausstellung Konstellation 6 im Kunstmuseum Thurgau. Foto: Mirjam Wanner
Seit Jahren lädt das Kunstmuseum des Kantons Thurgau immer wieder Künstlerinnen und Künstler zu Arbeiten ein, die den heutigen Kunstbegriff hinterfragen und mögliche zeitgenössische Ausdrucksformen modellhaft realisieren. Arbeiten von Jochen Gerz, Hans Ruedi Fricker, Jenny Holzer und zuletzt Christine und Irene Hohenbüchler sind Beispiele solcher Eingriffe. Auch Marcus Gossolt und Johannes Hedinger, die seit einigen Jahren unter dem Label Com&Com auftreten, untersuchen das „Betriebssystem Kunst“ und hintertreiben seine Glaubwürdigkeit. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der Werbung und Massenmedien betreiben sie einen hintersinnigen Starkult um sich selbst, der auch vor griechischer und helvetischer Mythologie (Com&Com als Odysseus oder als Wilhelm Tell) nicht Halt macht. Mit Akribie erkunden sie die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, zwischen elitärer Hochkunst und populärer Alltagskunst und stellen die traditionellen Codes zur Diskussion.


Für ihren Eingriff in der Kartause Ittingen gehen sie wieder ungewohnte Wege: Für einmal ganz aus dem Rampenlicht tretend, tauschen sie die herkömmlichen Rollen von Geldgeber und Künstler um und überlassen ihrer Sponsorin den Ausstellungsraum für die firmeneigene Produktewerbung.

Lista und Com&Com kennen sich seit längerer Zeit: 2001 unterstützte die in Erlen beheimatete Firma für Betriebs-, Lager- und Büroeinrichtungen den Auftritt des Künstlerduos an der Biennale in Venedig und trug die Kosten der Installation "C-Files: Tell Saga" massgeblich mit. Ein Jahr später co-produzierte Lista das Projekt "Side by Side" und benutzte die künstlerischen Erzeugnisse anschliessend auch für ihre eigene Promotion und Werbung.

Für das Projekt mit dem Titel „Making Art Work“, einer Adaption des Firmenslogans „Making Workspace Work“, gibt Com&Com die Einladung durch das Museum an die Firma weiter und macht sich damit selbst zum eigentlichen Sponsoren. Die kommerziell ausgerichtete Körperschaft erhält dadurch die Möglichkeit, an einem etablierten Ort für Kunst im Kanton ihre Produkte öffentlich zu präsentieren.

Mit diesem Vorgehen werden Fragen nach dem Wesen von zeitgenössischer Kunst ins Zentrum gerückt: Was unterscheidet ein Kunstwerk von einem wirtschaftlichen Produkt? Wie definieren wir Kunst und wer definiert sie? Welche Rolle spielt das Museum als aurisierende Institution? Wie weit darf sich die Kunst in den Dienst der Wirtschaft stellen? Und letztlich stellt sich die Frage nach den Erwartungen, die wir heute an ein Kunstwerk stellen.

Das Projekt leitet den Blick aber auch auf die häufig nicht unproblematischen Beziehungen zwischen Sponsoren, Mäzenen und Künstlern, die von der unterschiedlichen Logik und Kultur in den Bereichen Wirtschaft und Kunst geprägt sind.

Zur Ausstellung erscheinen in der Weltwoche zwei ganzseitige Inserate der Firma Lista, die die neuste Büromöbellinie in den Ausstellungsräumen des Museums zeigen.

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