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Schoop, Jürg (1934)

  • 1934 Geboren im Kantonsspital St. Gallen. Kindheit und Schulen in Romanshorn, spielt Theater, schreibt und zeichnet seit der Schulzeit. Die Entdeckung des Films mit etwa 5 Jahren bleibt ein einschneidendes Erlebnis.
  • 1945 Die ersten Fotografien und Berichte über die Konzentrationslager und den Genozid lösen einen Schock aus, der Schoops Weltbild nachhaltig prägt.
  • 1950 Der Besuch einer Kunst- od. Filmschule erweist sich als unerfüllbarer Traum. Der Verzicht auf eine Lehrerausbildung entspringt der eigenen grauenhaften Schulerfahrung und dem Abscheu vor dem Dilettantismus. Ausbildung zum Schaufensterdekorateur in Arbon, Besuch der Gewerbeschule St.Gallen. Kauft sich die Werke der Weltliteratur von Homer über Goethe bis Mörike per Kilo bei einem Altstoffhändler. Liest psychiatrische Standardwerke, um mehr über den Menschen und die eigene Verrücktheit zu erfahren. Hört sich durch das Repertoire der klassischen Musik. Ekstatische Erlebnisse mit Bruckner und Brahms.
  • 1951 Der Traum von einem Rennrad erfüllt sich. Teilnahme an Clubrennen. Pechsträhnen lassen den Ehrgeiz erlahmen.
  • 1952 Lernt den Buchhändlersohn Alex Mumenthaler kennen, ein ebenbürtiger Liebhaber und Gesprächspartner in Sachen Literatur und Musik, der Vermittler von Hermann Hesses Werk. Aufflammendes Interesse für den Buddhismus und die Philosophie insgesamt. Kierkegaard ist ein beunruhigender Anreger in der eigenen Auseinandersetzung mit dem protestantischen Gewissen. Freundschaftlicher Verkehr im Pfarrhaus Güttingen mit den Geschwistern Keller. Ihr Vater, Theologe und Indologe Dr. Martin Keller, führt in die Welt der indischen und arabischen Literatur ein. Entdeckung Freuds in der Pfarrhausbibliothek, der fortan ein wichtiger Eckpfeiler des Denkens bildet. Besuch des ersten Jazzkonzerts im Frohsinn-Keller, Arbon.
  • 1953/54 Teilzeitarbeit als Dekorateur. Beginnt zu malen unter dem Einfluss von Klee und Kandinsky, beschäftigt sich mit ihren theoretischen Werken.
  • 1954 Flucht aus dem Elternhaus nach Zürich. Findet nach einiger Zeit des Hungerns eine Anstellung bei Schuh-Hug, erlernt auch das Handwerk des Siebdrucks. Bekanntschaft mit dem zeitgenössischen Jazz und den Filmen von René Spitz.
  • 1955 Rückkehr nach Romanshorn. Jahreskurs an der Handelsschule Dr.Hemmer.Beginnt neben der künstlerischen Tätigkeit als selbständiger Grafiker, Dekorateur und Werbeberater zu arbeiten.
  • 1956 Erstes Atelier auf dem Schlossberg. Ruft zusammen mit dem Drucker A. Schwitter die kulturpolitisch ausgerichtete Monatszeitschrift junger Leute “clou” ins Leben. Um den “Clou” scharen sich junge Talente wie Peter K. Wehrli, Beat Brechbühl, Sergius Golowin, Christel Konrad, Paul Raclé, HR Giger, Fotografen wie Niki Stauss, HU Blöchliger, Reini B. Stüdli. “Clou” berichtet über modernes Theater, Malerei, Jazz, zeitgenössische Musik, aber auch über Empfängnisverhütung und Masturbation. Deutsche Erstveröffentlichung von Henry Millers “Warum ich Tropic of Cancer” schrieb. Erste in der Schweiz gedruckte Gedichte von Walter Aue. Jean Cocteau zeichnet und schreibt für den “Clou”. Die Zeitschrift kritisiert Armee und Aufrüstung in der Zeit des Kalten Krieges, bietet - sich als demokratisches Instrumentarium verstehend - auch Dienstverweigerern und Atom-Gegnern ein Podium. Clou gerät in den Ruf, von Moskau finanziert zu werden. Das propagierte Recht der Jugend auf Kondome stellt die Zeitschrift zudem in den tiefsten moralischen Sumpf. Briefe von St.Gallen nach Romanshorn benötigen neuerdings vier Tage. Der Publizist Arnold Künzli setzt in der National-Zeitung in einem ausführlichen Artikel die Dimensionen wieder richtig zusammen.
    Veröffentlichung des Gedichtbands “So tanz ich den Tanz”.
  • 1957 Erste Reise nach Paris mit Freunden. Lernt dort den Plastiker Robert Müller und die Afrikakennerin und nachmalige Yorubapriesterin Susi Wenger kennen.
    Einladung der Mäzenin Tulu Hofmeier zu einer Ausstellung in Worpswede. Bekanntschaft mit Karl Egon Nicolaus, Helmut Heinken und Dieter Wallert, von dessen tachistischer Malerei entscheidende Impulse ausgehen. Trennung vom “Clou”, Beat Brechbühl führt die Redaktion weiter. Schoop bezieht Atelier und Nebenräume des Fotografen Eugen Schwarz an der Neustrasse, dort, wo er als 14jähriger den ersten Fotoapparat, eine Agfa Box für 5 Franken, erstanden hatte.
  • 1959 Heirat mit der aus der Steiermark gebürtigen Lehrerin Vera Kahr, Geburt der Tochter Sandra.
  • 1961 Erteilt Erwachsenenbildungskurse zum Verständnis moderner Malerei in St. Gallen. Beginnt vermehrt zu fotografieren. Erste Pentax.
  • 1964 Tod der Mutter.
  • 1965-70 Auch publizistische Tätigkeit. Pressefotografie, Film- und Buchbesprechungen. Vorträge über Kunst und Jazz.
  • 1967/68 Analytische Therapie bei Max Fischer in Zürich.
  • 1972 Trennung von der Familie. Übersiedelung nach Zürich. Arbeitet zuerst als Dekorationsgestalter, später teilzeitlich als Werbeassistent, Einrahmer, Forstgehilfe, Buchhändler, Druckvorbereiter, Verlagsangestellter, Sekretär, Magaziner.
  • 1973 Beginnt an der Uni als Fachhörer 10 Semester Klinische Psychologie bei verschiedenen Dozenten und Ethnopsychoanalyse bei Mario Erdheim zu studieren.
  • 1974 Leitung von Kreativ- und Selbsterfahrungsgruppen in Zürich, Adliswil und Wetzikon.
    Bezug eines Einfamilienhauses an der Wiedingstrasse in Wiedikon zusammen mit J. Anderegg und der Malerin Lilly Castela. Später Wohngemeinschaft mit dem Psychiater Ralf Binswanger.
  • 1975/76 Führt ein halbes Jahr einen Buchladen an der Rämistrasse. Lernt Elias Canetti kennen, der Schoop Maleraugen bescheinigt. Ein hereinwirbelnder indischer Yogi prophezeit ein langes Leben (96 Jahre) und noch eine Menge Kinder. Schoops Schaufensterwerbung für Dostojewski findet Widerhall am Radio DRS und im “Nebelspalter”.
  • 1977/78 Teilnahme an einer vom Moreno-Institut, Stuttgart, veranstalteten Psychodrama-Ausbildungsgruppe.
  • 1978 Lernt anlässlich der Vorstellung seiner Filme in der Galerie 38 Jakob Tuggener kennen, der seinerseits zu einer Besichtigung seiner frühen Filme und auch seines fotografischen Werkes einlädt.
  • 1980 Übersiedlung zusammen mit der Erziehungswissenschaftlerin Gerti Wülser an die Goldbrunnenstrasse in die Nachbarschaft zum Fotografen Hans Danuser und zum Friedhof Sihlfeld. Beginnt an dem in den fünfziger Jahren konzipierten Roman “Motte” weiterzuschreiben. Erste musikkompositorische Arbeiten entstehen. Aufenthalt und Reisen auf Zypern.
  • 1983 Übersiedelt, trotz eindringlicher Warnung an die andern und an sich selbst, mit der Lebensgefährtin Gerti Wülser und ihrer befreundeten Kollegin S. Schriber wieder in den Thurgau. Der Weiler Fahrhof, eine Bilderbuchidylle an der Thur, ist die neue Heimat. Der erste Atari-Computer und der von Bruno Spoerry frisch erstandene prophet-10 halten Einzug. Ein MIDI-und Sampling-Studio wird eingerichtet.
  • 1986 Kurstätigkeit für den Bildungsklub TG für Erwachsene mit einer geistigen Behinderung. Kurstätigkeit an der Schule für Gestaltung, Romanshorn. Kurse für Fotografie und Video an der Klubschule Frauenfeld.
  • 1987 Aufenthalt und Reise in Andalusien.
  • 1995 Präsidium des Vereins Ostschweizer VideokünstlerInnen, videOst.
  • 1996 Herzinfarkt im August. Im November früher Tod der einzigen Schwester.
  • 1997 Verlegung des Ateliers nach Frauenfeld, Krebserkrankung.
  • Heirat mit Gerti Wülser.
  • Lebt in Kreuzlingen.

Ausstellungen

Links