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Van der Steen, Germain (1897 – 1985)

Van der Steen wächst nicht wie etwa Adolf Dietrich oder Hans Krüsi in armen oder ländlichen Verhältnissen, sondern in einem bürgerlichen Elternhaus in Versailles auf. Bis 1915 besucht er verschiedene Schulen, zuletzt Englischkurse an der Universität in Oxford. Zurück in Frankreich wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Bei einem Gasangriff erleidet er schwere Verletzungen, die unheilbare Atembeschwerden hinterlassen. Die Wiedereingliederung des Soldaten van der Steen nach Ende des Ersten Weltkriegs gelingt nur schwer. Eine Lehrerstelle verliert er.
Die Zwanzigerjahre sind gekennzeichnet durch die Suche nach neuer Orientierung und durch den Kampf ums tägliche Brot. Zeichnen und Malen dienen in dieser Situation als Mittel der Zerstreuung und Flucht aus dem Alltag. 1931 heiratet van der Steen und eröffnet zusammen mit seiner Frau einen kleinen Gemischtwarenladen in Paris. Dies ist der Moment, in dem die Malerei zu seiner zentralen Beschäftigung wird. In einem autobiografischen Text aus dem Jahre 1954 erinnert sich van der Steen: “Ich lerne die Frau kennen, die meine Lebensgefährtin wird. Miteinander führen wir einen Farbwarenladen. Und hier erwacht wahrhaft meine Berufung zum Maler. Zwischen zwei Kunden male ich Aquarelle und verkaufe sie an Liebhaber, die stehen bleiben, um sie zu betrachten. Die Gasvergiftung, die ich mir im Krieg zugezogen habe, verschlimmert sich; nachts erwache ich und glaube zu ersticken. Unfähig zu schlafen, male ich, male ich ununterbrochen.”
Seit Mitte der Vierzigerjahre zeigt Germain van der Steen seine Bilder in Ausstellungen. In den Fünfzigerjahren wird er vom Kunstkritiker Anatole Jakovsky, der zu den herausragenden Kennern der Aussenseiterkunst zählt, entdeckt und gefördert. Bald folgen zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Trotz seines Erfolges als Maler führt er den Farbwarenladen bis ins hohe Alter weiter.

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