Die grossformatige Zeichnung zeigt eine zunächst idyllische Situation mit einem Gartenzaun. Doch etwas Seltsames geschieht beim Betrachten dieses Bildes. Zwar ist die Arbeit ohne Titel so gross, dass die Details gut sichtbar sein könnten, doch tatsächlich entziehen sich die Personen und Objekte im Hintergrund einer eindeutigen Interpretation, das Bild wirkt entrückt und geheimnisvoll.
Auf den ersten Blick muten Othmar Eders Arbeiten wie Schwarzweissfotografien an. Erst bei näherem Betrachten nimmt man die verwischende Unschärfe wahr und sieht, dass es sich um Bleistiftzeichnungen handelt. Eder benutzt fotografische Vorlagen, eigene oder solche aus alten Illustrierten, die er mittels Bleistift und Kohlepapier auf einen Bildträger überträgt. Einst eine flüchtige Momentaufnahme, wird die Fotografie in einem extrem aufwendigen Übertragungsprozess mit neuer Bedeutung aufgeladen. Der Künstler adelt durch seine akribische Handarbeit – jeder Fleck, jede Form wird Strich für Strich auf die Zeichnung übertragen – das Bild einer banalen Situation. Die Momentaufnahme wird in einem handwerklichen Prozess zu einem Bild mit Ewigkeitsanspruch umgewandelt. Eders langwierige Arbeitsweise – an einer Zeichnung sitzt er Wochen, wenn nicht sogar Monate – erzeugt in unserer durch Schnelligkeit und Digitalisierung charakterisierten Gegenwart eine nachhaltige Irritation.
