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Helen Dahm: Teich

Helen Dahm, "Teich", um 1945, Öl auf Holz, mit Cellophan überzogen, 73 x 80 cm, Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: um 1945

Technik: Öl auf Holz, mit Cellophan überzogen

Masse: 73 x 80 cm

Wir stehen am Ufer eines verwunschenen Teichs. Helen Dahm hat uns gleichsam mitgenommen auf eine ihrer Wanderungen durchs Zürcher Oberland. Doch wir sehen kein getreues Abbild der Natur. Nur die Sumpfschwertlilien rechts am Bildrand sind eindeutig erkennbar. Der übrige Bildraum versinkt in schillernden Blau-Grün-Violett-Tönen. Der Blick auf den Teich entzieht sich der verbindlichen Abbildung. Schlieren und Farbschleier durchziehen das Gemälde und erzeugen eine geheimnisvolle Stimmung.

Die spiegelnde Oberfläche wirkt unnatürlich glänzend, was eine zusätzliche Tiefenwirkung produziert. Wie hat Helen Dahm diese Wirkung erzeugt? Die Antwort auf diese Frage finden wir auf der Rückseite des Bildes. Dort sind die Ränder einer dünnen Folie sichtbar, die Helen Dahm über die Holzplatte gezogen hat. Im Kunsthaus Zürich befindet sich ein ähnliches Bild, das auf 1941/1947 datiert ist – doch ohne Folie. Die Arbeit mit Cellophan ist ein Beispiel der wachen Experimentierlust der Künstlerin. Ohne Rücksicht auf die Dauerhaftigkeit der eingesetzten Materialien verwendet sie Techniken und Farbmittel, um die von ihr angestrebten Effekte zu erzeugen.

Helen Dahm gestaltet oft mehrere Versionen eines Motivs. Die Wiederholungen und Variationen ergeben sich nicht nur aus ihren Experimenten mit Farben und ungewöhnlichen Techniken. Sie sind auch Ausdruck ihrer teilweise über Jahrzehnte währenden Auseinandersetzung mit bestimmten Themen. So tauchen in ihrem Werk immer wieder Lilien, Seerosen oder Kerbel auf, aber auch symbolische Motive wie Wege, Steinbrüche oder Wolken.

Die Wiederholungen deuten auf Helen Dahms Suche nach der Urform der Dinge hin. So meinte sie in einen fiktiven Interview mit sich selbst: „Ich suche alles Zufällige auszuschliessen. Nicht ob Sonne oder Mond oder Licht oder Schatten herrschen, sondern ich suche in einem Teich alle Teiche, die ich je erlebt habe ich suche überall die Urform. Dann ist es gleich, ob Blume oder Madonna gemalt wird – es ist alles Religion."

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