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Alex Hanimann: Auch der Eisbär ist ein Problem/01 Tierpark Hellabrunn München, 02 Wilhelma Stuttgart

Alex Hanimann, "Auch der Eisbär ist ein Problem / 01 Tierpark Hellabrunn München, 02 Wilhelma Stuttgart, DVD, DV, Auflage 5, Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 2001

Technik: DVD, DV, Auflage 5

Alex Hanimann zeigt in seiner Video-Doppelprojektion „Auch der Eisbär ist ein Problem“ (2001) die Welt aus ungewohnter Perspektive. Er filmte Eisbären in ihrem Gehege und zeigt deren langsames und träges Leben über Stunden hinweg. Unterbrochen wird es lediglich durch die Fütterung und die Plantschereien im Wasserbecken. Erst bei näherem Hinsehen wird ersichtlich, dass die beiden Aufnahmen aus zwei verschiedenen Zoos (Stuttgart und München) stammen, denn das gleichförmige Aussehen der Bären und die Betonarchitektur der Gehege macht die Bilder austauschbar, stereotyp und künstlich. Die eigenartige Ausstrahlung wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass von den Tieren kein Laut zu hören ist, da die Zuschauer die Bären durch eine Glaswand hindurch besichtigen.
Alex Hanimann setzt sich seit vielen Jahren mit öffentlichen Bildmaterialien auseinander und darf deshalb als Vorreiter einer ganzen Generation bezeichnet werden, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Seit Jahrzehnten sammelt er Bilder, die uns in Printmedien, in der Werbung, im Fernsehen oder im Netz begegnen und legt sie in Ordnern ab. So entstand in den letzten 20 Jahren ein beeindruckendes Archiv. Was ihn besonders interessiert, verarbeitet der Künstler dann in seinen Zeichnungen, Videos und Texten, wobei er die Vorlagen in seinem Sinne, teils mehr, teils weniger, verändert und zu neuen Kombinationen zusammenstellt. Dabei schöpft er aus dem visuellen Vorrat der gesamten westlichen Kultur: Gebrauchsgegenstände, Porträts, Werbebotschaften, Bilder aus der Weltgeschichte oder Rituale aus dem menschlichen Alltag. Vor diesen lapidar scheinenden Bildern ist jeder Versuch, zu interpretieren, zum Scheitern verurteilt. Dieses Scheitern aber ist beabsichtigt. Die Verständnis- und Orientierungslosigkeit gewollt. Sie bildet das zentrale Thema von Hanimanns Arbeit.
Alex Hanimann stellt in seinen Werken grundsätzlich die Fragen nach der Bedeutung und dem Sinn von Bildern und festgefügten Sehweisen. Seine Kunstwerke erzwingen durch ihre bewusste Verweigerung eindeutiger Aussagen, eine Auseinandersetzung mit den Konventionen der Alltagsbilderwelt der Werbung und Massenmedien. Dies ebnet den Weg zur Wiederaneignung einer selbst bestimmten Wahrnehmung. (Text: Dorothee Messmer)

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