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Christoph Rütimann: Basta aver uno strumento

Christoph Rütimann, "Basta aver uno strumento, 1989, Marmorsäule, Machete, Säule 175 x 32 x 32 cm, Machete 56 x 7 x 12 cm, Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 1989

Technik: Marmorsäule, Machete

Masse: Säule 175 x 32 x 32 cm, Machete 56 x 7 x 12 cm

Christoph Rütimann betreibt in seinem Schaffen eine intensive Befragung der künstlerischen Ausdrucksmittel. Sein Agieren kennt kaum Grenzen. Das Werk umfasst so neben traditionellen Medien wie Zeichnung und Malerei auch Text- und Fotoarbeiten, Installationen, raumgreifende Klangskulpturen und Performances.
Die 1989 entstandene Arbeit „Basta aver uno strumento“ besteht aus einem Marmorblock und einer verbogenen Machete. Diese zwei Objekte sind Relikte einer Performance des Künstlers, in deren Verlauf dieser mit dem Buschmesser auf den Steinblock einhieb mit dem Ziel, diesem eine Form zu geben. Wie ein Wilder stürmte der Künstler mit der Machete auf die Marmorsäule los, hieb auf sie ein, als wollte er sie niedermetzeln. Doch die Säule kam nicht ins Wanken. Vom ungestümen Krafteinsatz trug sie nur einige Kratzer davon. Dagegen verformte sich das Messer. Es verwandelte sich vom funktionalen Gegenstand zur zweckfreien, nutzlosen Skulptur. Mit der symbolbeladenen Aktion bezog sich Christof Rütimann auf Michelangelo, der gesagt haben soll, es genüge, einen Stein von überflüssigem Material zu befreien, um eine Skulptur zu schaffen. Der Künstler meinte: „Es reicht, ein Werkzeug zu haben.“
Die Performance und ihre Relikte verweisen auf die Grundfragen jeder künstlerischer Tätigkeit: „Was braucht es, um ein Kunstwerk zu schaffen?“, „Wie entsteht ein Kunstwerk und wozu dient es?“ Und: „Wie hat sich die Arbeit des Künstlers und die Funktion des Kunstwerks in der Moderne verändert?“ Weder die Performance noch deren Relikte geben definitive Antworten auf diese Fragen. Sie verweisen lediglich darauf, dass sich die Grundbedingungen des künstlerischen Schaffens im Vergleich zur traditionellen Kunst entscheidend verändert haben. Es ist nicht mehr die handwerkliche Meisterschaft eines Michelangelo, die zählt, sondern die Emotionalität des Künstlers und seine analytischen Fähigkeiten. Genauso haben sich Bedürfnisse und Haltung des Publikums verändert. Ein bewunderndes Ergötzen der hohen Handwerkskunst genügt nicht mehr. Das Publikum ist aufgefordert, eine ähnlich analytische Haltung wie der Künstler selbst zu kultivieren und Position zu beziehen in der Frage nach der Funktion der Kunst in der Gesellschaft.

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