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Muda Mathis: Erstkommunikanten

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Muda Mathis: aus der Serie Erstkommunikanten copyright: Kunstmuseum des Kantons Thurgau
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Muda Mathis: aus der Serie Erstkommunikanten. © Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 1998

Technik: Farbdruck nach Fotografien

Die Medienkünstlerin Muda Mathis zeigt in ihrer Fotoarbeit Kinder, welche in ihren Erstkommunionskostümen gerade in ein Schwimmbecken gesprungen sind. Sie erscheinen in einem Moment der Schwebe. Zwischen Absinken und Aufsteigen verharren sie einen Moment in der Schwerelosigkeit. In der Schwebe bleibt auch die Interpretation der Bilder. Sind die Kinder gerade dabei, erwachsen zu werden? Oder befreien sie sich mit dem Sprung ins Wasser von den Konventionen?

„Erstkommunikanten“ von Muda Mathis ist eine Serie von 8 Fotografien. Diese Fotos zeigen Kinder in ihren Kommunionskleidern: dunkler Anzug und weisses Kleid, wie es den Konventionen der Erwachsenenwelt entspricht. Die Erstkommunion ist ein symbolträchtiger Schritt: Sie stellt die Aufnahme des Kindes in die religiöse Erwachsenengesellschaft mit ihren Werten und Vorstellungen dar.
Muda Mathis lässt die Kinder in festlicher Kleidung mit Kommunionskerze in der Hand in ein sonnendurchflutetes Schwimmbecken springen und fotografiert die Kinder unter Wasser beim Eintauchen. Engelsgleich wirkt die festliche Kleidung, die die Körper schwerelos umspielt. Die Leichtigkeit des Seins hat hier Gestalt angenommen. Lichtreflexe der Wasserwelt und der hellen Kleidung fügen sich zu einer Unterwassererscheinung. Befremdlich-absurd und zugleich heiter wirkt die Kostümierung.
Mimik und Körpersprache der Kinder sind in dem nassen Medium plötzlich wieder frei und unbefangen. Die gesellschaftliche Rolle, für die die Kleiderordnung steht, ist wie abgestreift. Denn die Kleidung wirkt unpässlich und dadurch ironisch negiert. Muda Mathis gelingt es mit ihren Unterwasserfotos der Erstkommunikanten die gesellschaftlichen Konventionen ausser Kraft zu setzen und das Kind hinter den Konventionen wieder lebendig werden zu lassen.
Muda Mathis arbeitet mit Bedeutungsverschiebung, indem sie den Konventionen den gewohnten Rahmen entzieht. Dabei löst sie das Kind als Individuum aus der Gemeinschaft und versetzt es in einen luftleeren Raum, frei von Symbolik und gesellschaftlichen Zwängen. Dieser Freiraum wird in der Poesie des Moments und in der Komik der Situation unmittelbar anschaulich.
Die Plakate waren während einer gewissen Zeit in der Umgebung der katholischen Kirche in Kreuzlingen als Teil des Projekts "Way out" aufgestellt.
Dass Mathis diese persönlichen Fotos im öffentlichen Raum ausstellt, ist sicher auch als strukturelle Kritik zu verstehen.

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