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Dieter Berke: The Window

Berke_The-Window
Dieter Berke, "The Window", 2002

Herstellungsjahr: 2002

Technik: Farbfotografie auf Aluminium aufgezogen

Masse: 100 x 170 cm

Die Werkgruppe „The Window“ zeigt den Blick aus dem Atelierfenster des Künstlers. Die Fotografien mit dem scheinbar unspektakulären Motiv geben erst auf den zweiten Blick ihr hohes Mass an Konstruiertheit und Inszenierung preis.

In der Werkgruppe „The Window“ konzentriert sich Dieter Berke ganz auf ein Motiv, das banaler nicht sein könnte: der Blick aus dem Atelierfenster. Im Lauf der letzten zwei Jahre ist vom immer gleichen Standpunkt aus eine ganze Serie von Aufnahmen entstanden, die eine wenig spektakuläre Landschaft zeigen. Zu sehen gibt es lediglich einige Äcker und Büsche, einen Kirchturm, der die Bäume überragt, sowie zwei oder drei Hausdächer. Zu sehen sind aber auch Fensterbrett und Fensterrahmen, der die Landschaft in fünf gleichmässige Stücke schneidet.
Was auf den ersten Blick banal und einfach scheint, erweist sich bei genauerem Hinsehen als eine Bildkonstruktion von grosser Künstlichkeit: Die Aufnahmen sind mit einer fest installierten Fachkamera gemacht, die jedes Detail vom Vordergrund bis in den Hintergrund gestochen scharf abbildet. Die Bilder erhalten dabei eine beinahe magische Ausstrahlung. Jede Einzelheit erscheint in geradezu übernatürlicher Detailliertheit. So wie ein Blick aus einem Fenster dem Neugierigen immer neue Ansichten bietet, so lassen die Fotografien von Dieter Berke immer neue Ansichten zu.
Bei den meisten Bildern arbeitet Berke zudem mit Mehrfachbelichtungen. Die Aufnahme einer bestimmten Lichtstimmung im Aussenraum ergänzt er etwa mit einer zusätzlichen Belichtung oft in der Nacht, wobei er den Innenraum künstlich ausleuchtet. Er setzt so verschiedene Lichträume, verschiedene atmosphärische Situationen zu einem neuen Ganzen zusammen. Das scheinbar banale Landschaftsbild erweist sich plötzlich als aufgeladener Kunstraum, in dem sich das ganze Leben, der Augenblick und die Unendlichkeit gleichermassen spiegeln.
Dieter Berke kommentiert sein Vorgehen wie folgt: „Das Fenster ist die Grenze, wo das Innen an das Aussen stösst. Das stets sich verändernde Aussen macht das Fenster zum Auge, zum Sucher einer Filmkamera. Ich picke aus dem ständig laufenden Film ‚Standbilder‘ heraus. Mich interessiert nicht die Dokumentation einer bestimmten Situation. Mich interessiert der Augenblick, wo das Rotieren innen unterbrochen wird, und sich Auge und Geist an der Dramaturgie des Aussen orientieren“.

Aus: Barbara Stark, Christoph Bauer, Markus Landert, "Blick und Bild - Fotografie am Bodensee von 1920 bis heute", Publikation der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz, des Städtischen Kunstmuseums Singen und des Kunstmuseums Thurgau, Heidelberg 2002, Seite 144.

Biografie

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