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Christoph und Markus Getzner: Angesichts des Todes verschieben sich alle Werte und Wertehaltungen

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Christoph und Markus Getzner: Angesichts des Todes verschieben sich alle Werte und Werte-Haltungen, 2004. Installationsansicht in der Ausstellung Konstellation 6. Foto: Mirjam Wanner
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Christoph und Markus Getzner: Angesichts des Todes verschieben sich alle Werte und Werte-Haltungen, 2004. Installationsansicht in der Ausstellung Konstellation 6. Foto: Mirjam Wanner

Herstellungsjahr: 2004

Technik: Installation

Die Installation „Angesichts des Todes verschieben sich alle Werte und Werthaltungen“ entstand als Beitrag von Markus und Christoph Getzner zur Ausstellung „Gott sehen“. Markus Getzner, der als Mönch in einem buddhistischen Kloster lebt, schuf zusammen mit seinem Bruder Christoph, der als Restaurator am Dom St.Stephan in Wien tätig ist, ein mehrteiliges Werk, für das im grossen Ausstellungskeller eigens eine Raumzelle aufgebaut wurde. Nach der Ausstellung gelangten die Teile in die Sammlung des Museums.

Heute besteht das Werk aus sechs Bilderkästen, vier kleinen Vitrinen sowie aus fünf kerzenständerartigen Elementen. Die Bilderkästen enthalten Zeichnungen, auf denen sich verschiedene Motive erkennen lassen: menschliche Figuren, Knochen und Skelettteile, medizinische Instrumente, amorphe pflanzliche Strukturen, Modelle chemischer Verbindungen. Diese Bildteile sind zu theatralischen Kompositionen zusammengestellt, wobei die Bühnenhaftigkeit noch dadurch gesteigert wird, dass einzelne Motive ausgeschnitten und mit Nadeln vor das Blatt montiert sind. Die Bilderkästen präsentieren sich wie Modelle von Bühnenentwürfen für ein Stück, in dem die grossen Themen vom Leben, Sterben und Glauben abgehandelt werden.
Noch räumlicher und bühnenhafter nehmen sich die vier Vitrinen aus, in denen aus Papiermache und Zeichenpapier ebenfalls theatralische Szenerien aufgebaut sind. Nur aus dem Sehen erschliesst sich nicht, was hier dargestellt sein könnte.
Am geheimnisvollsten aber bleibt die frei im Raum stehende Gipsskulptur aus fünf schlangenförmig aufsteigenden Stängeln, die mit einem vielfältigen Wurzelgeflecht gleichsam aus dem Boden zu wachsen scheinen. Fast auf Kopfhöhe kragen die Stängel aus zu kleinen Plattformen, auf denen Reste von weissem Kerzenwachs einen Hinweis auf die Verwendung der Stelen als Kerzenständer geben. Kerzen gehören aber nicht zur Inszenierung. Auf einem der Ständer steht allerdings ein Spiegel, gerade so hoch, dass sich Museumsbesucher selbst darin sehen können: eine neue Version eines „Erkenne Dich selbst“, jener philosophischen Grundforderung, die seit der Antike jedes vertiefte Nachdenken über die eigene Existenz begründet. Der Spiegel ist gleichsam als Kern der Interpretation der Installation zu verstehen. Die Aufforderung, sich selbst zu erkennen, bildet den Ausgangspunkt für die Betrachtung der Vitrinen und Zeichnungen, in denen modellhafte Sichten auf die Welt inszeniert werden.

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