Technik: Farbstift auf Papier auf Holz, dreiteilig
Masse: 100 x 16 cm
Das Werk Klaragruft, um 1925 entstanden, ist eine Einzelarbeit, die Adolf Wölfli ausserhalb seiner in Heften zusammengefassten Kompositionen anfertigte. Wölfli stellte immer wieder sogenannte «Brotarbeiten» her, die er interessierten Personen verkaufte. Das ungewöhnliche Format und die Montage auf ein Holzstück lässt vermuten, dass die Zeichnung allenfalls als Teil eines Möbels oder eines Ausstattungsobjekts diente. Im Psychiatrie-Museum der Waldau existieren ein Schrank und eine Vitrine, die Wölfli in ähnlicher Weise mit Zeichnungen überzogen hat. Das Werk besteht aus einer Reihung von drei hochrechteckigen Einzelbildern, die wiederum in verschiedene Felder unterteilt sind. Auf zwei Bildern sind Architekturdarstellungen zu sehen. Jene im obersten Feld hat Wölfli mit seiner charakteristischen Sütterlinschrift als «Klaragruft» bezeichnet. Weitgehend unentzifferbar bleiben die Beschriftungen der zweiten Architekturdarstellung und der beiden Personen, die mit Regenschirm und Spazierstock aufeinander losgehen. Lediglich der Text im untersten Bildfeld kann als eine Art Signatur oder Widmung interpretiert werden, heisst es da doch: «Mitte: S.M., König Wilhölm vom Schweiz. Skt.Adolf = Grosse». Selbst das vollständige Entziffern aller Einträge im Bild würde dessen Sinn nicht verständlich machen. Die Bilder bleiben bei Wölfli ebenso undurchschaubar wie die Texte in seinen Heften, obwohl diese 1985 umfassend transkribiert und publiziert wurden. Wer sich zusammen mit dem Künstler auf die Reise durch dessen fantastische Welt begibt, verliert schnell jede Orientierung. In diesem Gewebe von Erzählfetzen und Beschwörungen versagen konventionelle Interpretationsstrategien. Es bleibt nur die Möglichkeit, sich in Wölflis Universum der Träume und Sehnsüchte treiben zu lassen oder dessen Erfindungen als gross angelegten Gegenentwurf zur gängigen Weltsicht zu verstehen.
