Die Zeichnung von Martín Ramírez aus der Sammlung Röthlisberger zeigt ein typisches Motiv vdees Künstlers, einen Caballero. Im Bildzentrum sitzt seltsam verdreht ein Reiter auf seinem Pferd, der mit einer Pistole um sich schiesst. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, wie der Reiter auf seinem Pferd gesehen werden will, und genauso unauflösbar ist die Bildbühne, die Ramírez für seinen Caballero konstruiert. Mit schrägen Schraffuren blendet der Künstler eine stufenweise ansteigende Rampe vor, die links und rechts von in die Tiefe führenden Wänden gefasst wird. Oben erhält die Szenerie durch eine vorhangähnliche Struktur einen Abschluss, was die Tiefenwirkung dieses raffiniert evozierten Raums noch verstärkt. Ramírez Raumkonstruktion ist nahe an einer optischen Täuschung. Was auf den ersten Blick wie ein einfaches erzählerisches Bild aussieht, erweist sich bei genauerem Hinsehen als eine raffinierte oder allenfalls auch nur unwissentlich herbeigeführte Konstruktion, in der die vermeintliche Eindeutigkeit der Wahrnehmung sich in eine mehrdeutige, schillernde Erfahrung aufzulösen beginnt. Ramírez lädt uns zu einer Reise in ein burleskes Theater ein, in dem sich die Wirklichkeit in einem Geflecht aus fliehenden Linien und undefinierten Bewegungen zu verlieren scheint.
