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Josef Hofer: Frau mit Telefon nach einer Vorlage von Helmut Newton

Herstellungsjahr: 2006

Technik: Bleistift und Farbstift auf Papier

Masse: 42 x 29.6 cm

Viele Jahre lang arbeitete Josef Hofer ohne Vorlagen und stellte Personen, Gegenstände und Begebenheiten aus seinem Umfeld dar. Ab 2007 verwendete er ein Buch mit Zeichnungen des österreichischen Künstlers Egon Schiele als Vorlage. In der Folge nutzte er auch andere Kunst- und Fotobände als Ausgangsmaterial für seine Arbeiten.
Bei mehreren Zeichnungen sind die Vorlagen bekannt. Für die "Frau mit Telefon" diente Hofer die bekannte, 1991 entstandene Fotografie "Celia, Miami" von Helmut Newton als Inspirationsquelle. Mit diesem Bild warb das Rupertinum Museum der Moderne Salzburg 2002 für die Ausstellung "Helmut Newton – Sex & Landscapes". Das Plakat hing im Arbeitsraum Hofers, der das Motiv mehrfach und unterschiedlich gestaltete. Hofer lässt von der raffinierten Inszenierung der nackten, ganz in ihr Telefongespräch versunkenen Frau auf dem Dach eines Hochhauses nur noch wenig übrig. Er eliminiert den Blick in die Ferne und übernimmt von der Vorlage nur einzelne Elemente: die nackte Frau auf ihren hochhackigen Schuhen, den schwarzen Schlauch als reduzierte Bogenform und das Hochhaus im Hintergrund in Form eines gerasterten, dunklen Rechtecks. Wer die Vorlage kennt, vermag auch das weisse Geländer zu erkennen oder das Telefon mit der Schnur zum Hörer. Hofers krude Aneignung des Motivs isoliert die Bildelemente und reduziert sie gleichsam auf ihre Rohform: Die hochhackigen Schuhe, die langen Beine, die exaltierte Armbewegung lassen wie die Schlauchbögen und der Häuserblock eine zeichenhafte Wiedererkennung zu. Das bei Newton scheinbar ganz auf sich selbst konzentrierte Modell wird zu einem deformierten, isoliert im Bildraum schwebenden Zwitterwesen, das mit grossen Augen grinsend aus dem Bild schaut, als ob es die Betrachterinnen und Betrachter bannen oder zu sich locken wollte.
Der Bildvergleich legt offen, wie Hofer die oft manierierten Bewegungen in seinen Fotovorlagen für sich übersetzt und an die eigene Weltsicht anpasst. Was auf den ersten Blick als eine unbeholfene Darstellung von menschlichen Körpern erscheint, erweist sich als eine durchaus präzise Zuspitzung des Gesehenen. Nicht zuletzt überführt er die höchst künstlichen, den Konventionen der Erotik folgenden Bildwelten in den Garten seiner eigenen Lust.
Ein wichtiger Moment in seiner bildnerischen Tätigkeit war für Josef Hofer, als er um das Jahr 2000 einen Spiegel erhielt. Dieser bot ihm die Möglichkeit, sich selbst im und als Bild zu sehen. Von da an zeichnete er immer wieder seinen eigenen Körper. Das Bild des Mannes, das er im Spiegel sah, war er selbst – sein Alter Ego, was das Zeichnen auch zu einem Instrument der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich machte. Die orange und gelb gehaltenen Umrandungen werden zum Goldrahmen, mit dem der Künstler seine Motive und damit auch sich selbst adelt und als Kunstwerk hervorhebt. Der Blick in den Spiegel ermöglicht es ihm, seine eigene Lust zu erkennen und in eine zeichnerische Form zu bringen. Eingespannt zwischen den breiten Rahmenkonstruktionen, die die Figuren halten und beschützen, verlieren sie sich in ihren erotischen Meditationen.

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