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Olga Titus: Ohne Titel (Paillettenbild)

Herstellungsjahr: 2018

Technik: Digital Print auf Paillettenstoff auf Vliesline

Masse: 251 x 195 cm

Auf ihrem monumentalen Bild präsentiert Olga Titus einen Blick in einen farbenprächtigen Park. Zu sehen sind üppige Wiesen mit blühenden Tulpen, florale Muster und bunte Farbtupfer, die Bäume, Sträucher oder auch eine Wasserfläche darstellen könnten. Selbst wenn nicht bestimmt werden kann, was auf dem Bild im Detail zu sehen ist, steigen in unserer Vorstellung Bilder von blühender Natur auf, von Lichtspielen auf Wasser, von den Seerosenteichen Claude Monets oder vom geheimnisvollen Glitzern frühchristlicher Goldmosaiken.
Die erstaunlichen Effekte ihrer Bilder erzeugt die Künstlerin durch den Einsatz einer besonderen Technik. Mithilfe von Bildern aus dem Internet und anderen Quellen setzt sie am Computer ihre Bildmotive zusammen. Dabei kombiniert sie oft Gefundenes mit selbst Gemaltem, Fremdes mit Eigenem. Die so entstandenen Bildvorlagen lässt sie mit einem Digitaldrucker in der gewünschten Grösse auf einen Paillettenstoff drucken. Auf dieser aussergewöhnlichen Bildfläche ergibt sich ein erstaunliches Wechselspiel zwischen Gegenständlichkeit und abstrakter Form. Die feine Oberflächen­struktur des Materials, das Schimmern und Changieren der Pailletten ziehen das Auge in den Bann und lassen die Bilder zu einem Wahrnehmungsfest sondergleichen werden.
Die schillernde Attraktivität von Olga Titus' Paradiesgarten hat allerdings eine heimtückische Seite. Die Pailletten können nämlich mit einer einfachen Handbewegung gewendet werden, sodass die Farbigkeit einer silbern schimmernden Eintönigkeit weicht. Die Gartenkomposition löst sich in amorphe Formen auf, die die leuchtende Idylle wie Geschwüre überziehen können. Die Gartenszenerie erweist sich plötzlich als eine höchst fragile Konstruktion, die sich von einem Moment auf den andern in etwas ganz Anderes verwandeln kann. Bilder sind heute offensichtlich nicht länger verbindliche Spiegelungen der Wirklichkeit, sondern vielfältig schillernde und wandelbare Wahrnehmungsereignisse, die sich in immer wieder neuen Formen präsentieren. Das ist zwar faszinierend und fesselnd, aber auch herausfordernd und irritierend, insbesondere auch deshalb, weil konventionelle Gattungsbestimmungen nicht mehr zutreffen. Es ist nicht mehr klar, ob es sich bei Olga Titus' Paillettenbilder um Malerei oder Druckgrafik handelt, ob es eine besondere Art der Mosaiktechnik oder ein Relief sein könnte. Die Bilder sind ein Hinweis darauf, dass die heutigen technischen Möglichkeiten nicht nur neue künstlerische Möglich­keiten öffnen, sondern auch neue Instrumente der Interpretation erfordern.

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