Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Daniel Gallmann: Vier Gruppen à 12 Tafeln der "Figurenbilder"

Daniel Gallmann: Installation mit Figurenbildern in der Ausstellung "Konstellation 9", 2017, Fotografie Mirjam Wanner
Daniel Gallmann: Installation mit Figurenbildern in der Ausstellung "Konstellation 9", 2017
Daniel Gallmann: Installation mit Figurenbildern in der Ausstellung "Konstellation 9", 2017

Herstellungsjahr: 2009 - 2016

Insgesamt 48 Tafeln aus der der ständig wachsenden Menge der Figurenbilder von Daniel Gallmann befinden sich in der Sammlung des Kunstmuseums Thurgau, 12 davon als Schenkung des Künstlers. Diese Anzahl an Einzeltafeln ermöglicht es, die meditative und prozesshafte Strategie des Künstlers gültig erfahrbar zu machen. Bei einer Präsentation der angekauften Tafeln übersteigt das Format der Installation die Dimensionen eines konventionellen Tafelbildes eindeutig, wodurch die Prozesshaftigkeit des Lebensprojektes von Daniel Gallmann und seine auf Dauer angelegte Haltung erfahrbar gemacht werden kann. Trotzdem bleibt es „nur“ ein Ausschnitt des Gesamtwerks, der lediglich auf das grosse Ganze dieses gewaltigen Lebensprojektes verweist.

Die künstlerische Haltung von Daniel Gallmann

Der Künstler Daniel Gallmann (*1959) konzentriert sich in seiner Kunst seit nunmehr fast dreissig Jahren ausschliesslich auf zwei Motive: eine landschaftliche Szenerie und eine Figurengruppe. Beide Motive malt er mit Acrylfarben auf Hartfaserpatten in den immer gleichen Formaten 40 x 35 cm. Die Bilder entstehen in Serien à zwölf Bilder. Inzwischen ist der Bestand an solchen Tafeln auf weit über zweitausend Unikate angewachsen.

Daniel Gallmann beantwortet die Frage nach dem Sinn der selbstgewählten Reduktion auf die zwei immer gleichen Motive mit den Worten: „Meine Arbeit lässt sich als eine selbstauferlegte Übung oder als eine selbstvergessene Meditation verstehen. Der Prozess der Wiederholung und des ständigen Übens ist für mich der angemessene Ausdruck für die Suche nach dem eigentliche, dem ursprünglichen Bild.“

In den zwei Motiven klingen grundlegende Sinnbilder der menschlichen Existenz an. Die Landschaften verweisen auf die Natur als Grundlage allen Lebens. Die reduzierte Formgebung, die gleichermassen als Verweise auf Land, Luft oder Meer gelesen werden kann, kreiert die Vision einer „idealen Landschaft“, in der auch die Vorstellungen von „Welt“ und „Universum“ aufgehoben sind. In den Figurenbildern kristallisiert sich dagegen das Thema der menschlichen Beziehung im weitesten Sinn. Die drei einander zugeneigten Figuren stehen als Symbol für Liebe und Zuneigung oder noch allgemeiner für Gemeinschaft und soziales Leben der Menschen. Zusammen gesehen erweist sich die jahrzehntelange Auseinandersetzung des Künstlers mit den zwei Motiven als eine Meditation über die Grundbedingungen menschlichen Existenz und des Mensch-Seins an sich.

Daniel Gallmanns Bildproduktion ist mehr als eine flüchtige Aussage eines Künstlers. Mit der meditativ in sich ruhenden Produktion wird vielmehr eine Gegenposition bezogen zur aktuell vorherrschenden Mentalität der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche, die auch die Kunstszene umfassend durchdringt. Mit der jahrzehntelangen Beschränkung auf zwei Motive lebt der Künstler in radikaler Opposition zur heute weit verbreiteten Suche nach dem immer Neuen und Spektakulären. Er verweigert sich der Ausrichtung seiner künstlerischen Tätigkeit auf Marktwerte und schnellen Erfolg. Daniel Gallmans keineswegs widerspruchsfreier Positionsbezug zwischen Verweigerung und Teilnahme am Kunstsystem provoziert eine fundamentale Befragung der Kunst: Dient sie nur noch der Unterhaltung und Zerstreuung oder kann sie noch immer ein Ort sein einer experimentellen Auseinandersetzung mit der Frage, was Bilder überhaupt sind und was sie in der Gesellschaft zu leisten vermögen?

Biografie