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Helen Dahm: Drei Skizzenhefte

Helen Dahm, Drei Skizzenhefte, 1938/39, Bleistift auf halbtransparentem Papier, 13 x 21 cm, Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 1938/39

Technik: Bleistift auf halbtransparentem Papier

Masse: 13 x 21 cm

In der Sammlung des Kunstmuseums Thurgau befinden sich drei Skizzenhefte, in denen Helen Dahm Eindrücke ihres Indienaufenthaltes festhielt. Sie gehören zu den wenigen Zeugnissen eines ausserordentlichen Wagnisses der Künstlerin. Im Alter von 60 Jahren entschied sich Helen Dahm nämlich, die Schweiz zu verlassen und nach Indien auszuwandern.

Sie verkaufte ihr Haus und ihren ganzen Besitz, stellte nur Weniges bei Freunden unter und reiste im Juni 1938 zusammen mit drei Freundinnen von Venedig aus mit dem Schiff nach Indien. Das Ziel der Reise war der Ashram von Meher Baba, einem Guru, dessen östliche Weisheiten in den 1930er-Jahren in den USA und Westeuropa insbesondere bei intellektuellen Kreisen auf grosse Resonanz stiessen.

Die Reise entwickelte sich für Helen Dahm zu einem schwierigen Unternehmen. Sie war des Englischen kaum mächtig und konnte sich deshalb nur schwer verständigen. Auch mit den klösterlichen Regeln der Gemeinschaft hatte die freiheitsliebende Individualistin ihre Mühe. Verschiedene Quellen berichten zudem von einem Mal- und Zeichenverbot, das Meher Baba ihr zu Beginn des Aufenthaltes auferlegte. Erst später beauftragte er Helen Dahm mit der Ausmalung seines zukünftigen Grabmals in Meherabad.

Auf einer Rundreise erkrankte Helen Dahm schwer und war schliesslich gezwungen, 1939 in die Schweiz zurückzukehren. Die in den Skizzenheften enthaltenen Zeichnungen lassen uns heute mutmassen, was Helen Dahm damals auf ihren Reisen beeindruckte, was sie festhalten wollte. Ob sie im Verborgenen skizzieren musste? Die hauchdünnen Blätter, der schnelle Strich und die Unfertigkeit mancher Zeichnungen sprechen für diese Annahme.

Zurück in Oetwil entstehen immer wieder Werke aus der Erinnerung an Indien: Kamele, Wüstenlandschaften, Verschleierte, die teilweise von den ebenfalls ab den 1940er-Jahren entstehenden Madonnen kaum unterschieden werden können. „Dieses eine Jahr Indien ersetzte mir 20 Jahre Oetwil" – meinte Helen Dahm rückblickend auf dieses grosse Abenteuer.

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