Der Thurgau wird gerne als Ort unberührter und idyllischer Landschaften dargestellt. Die „schöne und intakte Landschaft“ ist eines der Hauptargumente des Thurgauer Tourismusbüros. Und das Plakat des offiziellen Standortmarketings nutzt blühende Obstbäume und grüne Wiesen als Lockmittel, um der Familie Zürcher die Attraktivität des Wohn- und Arbeitsraumes Thurgau vorzuführen. Diese idyllische Sicht des Kantons blendet aus, dass auch im Thurgau gebaut wird – und dies nicht zu knapp. Vor allem entlang der Hauptverkehrswege aber auch am Ufer des Bodensees ist selbst bei reduzierter Konjunktur eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen. Das Siedlungsgebiet frisst sich scheinbar unaufhaltsam ins Landwirtschaftsgebiet vor. Stück für Stück verwandelt der Traum vom Eigenheim die schöne und intakte Landschaft in eine fleckenförmige Netzstadt.
Bauen im Thurgau bedeutet in vielen Fällen eine Beziehungssetzung eines Baukörpers oder gar eines ganzen Quartiers zur offenen Landschaft. Diese ist allerdings meist nicht mehr ganz so intakt, wie gewünscht, sondern durchzogen von Verkehrswegen oder intensiv genutzt durch eine industrialisierte Landwirtschaft. Die Ausstellung „Architektur – Landschaft. Bauen im Thurgau“ thematisiert die Herausforderung, die das Bauen in dieser Situation darstellt. Anhand von bewusst subjektiv ausgewählten Momentaufnahmen gebauter Wirklichkeit im Thurgau wird einerseits die Komplexität des Themas skizziert und die Frage aufgeworfen, wie in der umfassend individualisierten Gesellschaft eine auch nur ansatzweise Homogenität der Bebauung der Landschaft erreicht werden kann.
Mit der sorgfältigen Dokumentation von rund einem Dutzend in den letzten Jahren errichteten Bauten werden parallel dazu modellhafte Lösungsansätze für verschiedene aktuelle Baufragen vorgestellt. Mit Beispielen aus den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistung und Wohnen wird aufgezeigt, welche Wege die Architektur gehen kann, um als attraktiver Punkt in der Landschaft diese nicht zu verschandeln sondern diese als belebte Natur wahrnehmbar und erfahrbar zu machen. Die vorgestellten Bauten machen auf erfrischende Art und Weise sichtbar, dass es im Thurgau eine lebendige und innovative Architekturszene gibt, die die Aufmerksamkeit von Interessierten weit über die Region hinaus verdient.
In der Ausstellung werden Bauten folgender Architekturbüros vorgestellt:
AHP Antoniol & Huber und Partner, Frauenfeld
Imhof& Roth, Kreuzlingen
Moos Giuliani Hermann, Diessenhofen
Heidi Stoffel / Gian Fistarol, Frauenfeld/Zürich
Joachim Marx, Mammern
Cyrill Bischof, Romanshorn
Andreas Zech, Romanshorn
Olbrecht&Lanter, Frauenfeld
Vrendli und Arnold Amsler, Winterthur
Staufer&Hasler, Frauenfeld
Marc Ryf, Zürich
Stutz&Bolt, Winterthur
Die Ausstellung „Architektur - Landschaft“ stützt sich auf Informationen aus der im Sommer 2003 erschienen Publikation „Bauen im Thurgau. Architekturlandschaft des 20. Jahrhunderts“. Die Publikation gibt einen differenzierten Einblick in die Architektur der letzten hundert Jahre im Thurgau und funktioniert als informationsreiches Begleitbuch zur Ausstellung.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt des Kantons Thurgau entstanden und ist eine Rahmenveranstaltung zu den Festlichkeiten „200 Jahre Thurgau“.
Die Publikation zur Ausstellung ist im Shop erhältlich.