Jürg Schoop hat sich dem Kunstbetrieb immer mehr entzogen als eingebracht. Aufgewachsen in Romanshorn schreibt, fotografiert und inszeniert er seit frühester Jugend. Er wird Schaufensterdekorateur und arbeitet zeitweilig in verschiedenen Berufen in Romanshorn und Zürich. In der Hauptsache aber liest er sich durch die Bücherwelten von Karl May bis Hermann Hesse, von Eugen Bleuler bis Sigmund Freud. Zusammen mit anderen gründet er die Literaturzeitschrift "clou" und schleppt, angeregt durch Paul Klee, Max Ernst oder Kurt Schwitters, "den Virus der ungegenständlichen Malerei in den Kanton Thurgau ein". In den späten sechziger Jahren interessiert sich Jürg Schoop für die Möglichkeiten des Fernsehens und beginnt Normal-8-Filme zu drehen. Später bedient er sich der Videotechnik für seine Inszenierungen. Trotz verschiedenen Ausstellungen in Galerien und Museen bleibt er in der Kunstszene ein Aussenseiter. Das jeweilige Mikroklima der Kunst-, der Name="Mona"Literatur - oder Filmszene ist ihm zu eng und so pendelt er als Kulturtäter zwischen den Bereichen, ohne dem einen oder anderen richtig anzugehören. Seit 1955 fertigt Jürg Schoop immer wieder Collagen. Es ist jenes Element, das in seinem künstlerischen Schaffen die stärkste Kontinuität aufweist und dies nicht zufällig. Die Collage ist jenes künstlerische Ausdrucksmittel, das, wie kaum ein anderes, den Bedingungen und Möglichkeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts entspricht. In den Zehnerjahren durch Picasso und Braque als Ausdrucksmittel in die Kunst eingeführt wird sie von Marcel Duchamp, Kurt Schwitters, Max Ernst und anderen Exponenten von Dada und Surrealismus zu einem zentralen Instrument der avantgardistischen Umwertung oder gar Auflösung traditioneller Kunstvorstellungen entwickelt. Collage, Montage, Assemblage sind wichtige künstlerische Strategien, um die obsolete Vorstellung des Kunstwerks als unteilbare Ganzheit zu sprengen und eine Bildproduktion zu ermöglichen, die unserer fragmentierten Sicht auf die Welt entspricht. In der Collage präsentiert sich das Bild nicht mehr als unteilbare Einheit sondern als Montage von Bildfragmenten, die aus unterschiedlichen Kontexten entrissen sind. Die Fragmente erscheinen in einer Konstruktion, die eine neue Einheit behauptet, ohne dass die Brüche je gänzlich zu überspielen wären. Die Einheit des Kunstwerks bleibt bei der Collage immer eine gefährdete, wird immer hintertrieben durch die Sichtbarkeit der verschiedenen Herkunftsorte der Einzelteile. So unterläuft die Collage immer den Kunstanspruch, den sie behauptet. Sie ist mehr ein Verfahren der Sinnstörung denn der Sinnbildung. Das Kunstmuseum des Kantons Thurgau zeigt in der Ausstellung neben Collagen, Film- und Videoarbeien auch schriftstellerische Arbeiten. So wiederspiegelt sie Jürg Schoops Pendelbewegung zwischen den Szenen und stellt diese als höchst aktuelle Haltung in einer kulturellen Situation der Vereinnahmung der Künstler durch Kommerz und Kulturindustrie zur Diskussion.