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(Annette Stöcker / Christian Selig) stöckerselig: Durchgangsgefäss

19. Oktober 1997 – 26. April 1998

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stöckerselig: Ausstellungsansicht des Kunstmueseums des Kantons Thurgau
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stöckerselig: Ausstellungsansicht des Kunstmuseums des Kantons Thurgau
Die Durchgangsgefässe weisen eine präzise Formgebung auf, die gleichermassen die Erinnerung in Gang setzt, ohne dass ein definitives Erkennen und Zuordnung zu einem bekannten Erfahrungsbereich möglich wäre. Die Gegenstände, die kaum je als Einzelstück sondern immer als Variation eines Musters vorliegen, könnten Teile eines hochtechnischen Apparates sein oder Abgüsse längst verschwundener Ur-Pflanzen, deren Formen sich nur als Hohlkörper erhalten haben, oder aber auch Gefässe oder Gegenstände unbekannter Anwendung von verschwundenen Gesellschaften. Formenwelten der Technik, Biologie und Anthropologie scheinen zu einem irritierenden Fundus zusammengestellt zu sein, der nur durch eines geeinigt wird: Die Gegenstände entziehen sich einer schnellen Lesbarkeit, einer endgültigen Zuordnung ihrer Funktion. Dies, weil zwischen der Vorstellung einer allfälligen Funktion und dem Material der Elemente, ein unauflösbarer Widerspruch besteht. Die Fragilität des weissen Tons hintertreibt jeden Gedanken an eine pragmatische Nutzung, die Detailformen lassen jede technische Funktionalität vermissen. So verbleibt jedes Schauen im Zustand der Offenheit. Verführt durch die Komplexität der Formenwelten, angeregt durch die Kraft der Erinnerung und unbelastet durch feste Zuordnungen wird das Schauen auf das Lager der Durchgangsgefässe zu einem ständig erneuerten Prozess des Sehens und der Erfahrung. In diesem Sinne kann der Begriff des Durchgangsgefässes auch als Vorstellung eines zeitgemässen Denkens in provisorischen Begriffen, als eine Metapher für ein Denken vis-à-vis einer ständig sich verändernden Welt verstanden werden. Der gebrannte Ton ist nur ein Arbeitsmaterial von stöckerselig.
Je nach Bedarf verwenden sie verschiedenste Werkzeuge. An ihrem Arbeitsplatz stehen Brennofen, Druckerpresse, Kamera und Computer unmittelbar nebeneinander. Unabhängig von den verwendeten Mitteln zielt die künstlerische Arbeit von stöckerselig immer nach der Produktion eines Moments der Unbestimmtheit. Nicht dem Endprodukt, sondern dem Übergang, dem Moment der Instabilität gilt ihr Interesse, denn nur da kann der Ausgangspunkt des Sehens, der Wahrnehmung von Neuem sein. Entsprechend dieser Arbeitsweise ist die genaue Form der Ausstellung noch nicht definiert. Im Lauf der nächsten Monate wird bestimmt, in welcher Form die Tonelemente präsentiert werden, ob und allenfalls wie die durch Bilder oder Fotografien ergänzt werden sollen, damit die Ausstellung für Besucherinnen und Besuchern eine ganzheitliche ästhetische wie weltanschauliche Erfahrung bietet.

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