Pausenstück
9. Januar 2016 – 28. März 2016
Ein Streifzug durch Zeiten und Landschaften
Seit jeher haben sich Künstlerinnen und Künstler durch die Jahreszeiten anregen lassen. In der Landschaftsmalerei spiegeln sich die Jahreszeiten, die mit ihren besonderen Farbigkeiten und Stimmungen den Bildern ihr Gepräge geben. Adolf Dietrich und Carl Roesch, aber auch Max Gubler oder Helen Dahm haben winterliche Szenerien in ganz unterschiedlicher Form festgehalten. Adolf Dietrich schafft mit seinem präzisen Blick auf den Untersee eine eindrückliche Variation von Stimmungen, die von eisiger Kälte über einen kargen Vorfrühling bis zum saftigen Grün des Frühsommers reichen. Carl Roesch nimmt eine winterliche Situation am Rhein bei Diessenhofen zum Anlass, um eine expressiv dynamische Raumstudie zu gestalten, während Helen Dahm ein Winterbild malt, in dem Blau-, Weiss, und Schwarztöne die Erfahrung einer stummen Melancholie hervorbringen. Max Gubler wiederum nimmt einen Vorfrühlingstag zum Anlass, um die Facetten einer frei fliessenden Malerei auf die Leinwand zu bringen. Immer wieder hat er den Blick aus seinem Atelierfenster in Bilder gebannt und so die entwindenden Eindrücke von Momenten der Aufmerksamkeit festgehalten.In einer grösseren Werkgruppe mit Gemälden von Ludwig Demarmels scheint der Lauf der Zeit als Wiederkehr von Ritualen und Traditionen auf. Der Künstler zeigt die Menschen an der Bochselnacht in Weinfelden oder bei der Karfreitagsprozession in Savognin, wo sie mit Feiern das Jahr gliedern und den Weltenlauf als zyklische Erfahrung einer ewigen Wiederkehr vom dunklen Winter in den hellen Sommer erfahrbar machen. In Demarmels Bildern zeigt sich noch ein stark ländlicher Thurgau, dessen kulturelle Identität von Traditionsbewusstsein und Ländlichkeit geprägt ist. Ein aktuelleres Bild des Thurgaus als Ort der Grundstückspekulation und Agglomeration findet seine Umsetzung in den Werken von Anton Berhardsgrütter, der ein wenig heiles Bild der Heimat malt. Hier ist die liebliche Landschaft durchsetzt vom Gestank der Gülle und dunklen Gestalten. Bernhardsgrütters Landschaft wird zu einer symbolisch überhöhten Bühne, auf der ein dürrenmattsches Schauspiel voller Ängste, Irritationen und Abgründe gegeben wird.
Spielerisch greift Muda Mathis die kirchlichen Festtage auf. In grossformatigen Farbfotografien hält sie junge Menschen fest, die eben aus der Kommunionsfeier kommen. Sie lässt sie in ihrem Festtagskleid und der Kerze in der Hand in ein Schwimmbecken springen und kreiert dadurch Bilder von jungen Menschen in einem wunderbar schwerelosen Zustand zwischen den Zeiten. Fotografien von Dieter Berke und ein Video von Ernst Thoma öffnen weitere Sichten auf die Erfahrung von Zeit, die sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich gestalten kann.
Der Titel „Pausenstück“ der Ausstellung lädt nicht nur ein, einen Moment vom Alltag Pause zu machen, sondern bezieht sich auch auf das Theaterstück „Ittingen Saga“, das in der Kartause Ittingen ab dem 18. Februar 2016 gespielt wird. Die „Ittingen Saga“ ist eine Revue durch Geist und Zeit und erzählt die turbulente Geschichte der Kartause als unterhaltsame Zeitreise.
Mit Werken von Dieter Berke, Willy Biefer, Helen Dahm, Ludwig Demarmels, Adolf Dietrich, Hans Niederhauser, Muda Mathis, Carl Roesch und Ernst Thoma u.a.
Vernissage: Freitag, 8. Januar 2016, 19 Uhr
Begrüssung und Einführung: Markus Landert, mit anschliessendem Neujahrsapéro.