Die Bedeutung des Berlinger Malers Adolf Dietrich (1877─1957) ist unbestritten. Er gehört zu den wichtigen Schweizer Kunstschaffenden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Erst wurden seine Bilder im Kontext der Neuen Sachlichkeit in ganz Deutschland gezeigt, dann als Teil der Naiven Kunst auch vermehrt in der Schweiz, Frankreich und sogar in den USA. Auch nach seinem Tod 1957 liess die Aufmerksamkeit nicht nach, und seit dem Erscheinen des Werkkatalogs 1994 wurden die Besonderheiten dieses Einzelgängers und die bis heute andauernde Aktualität seiner Werke in mehreren Ausstellungen in der Schweiz und darüber hinaus immer wieder bestätigt.
Das Kunstmuseum Thurgau besitzt eine der bedeutendsten Sammlung von Werken von Adolf Dietrich, insbesondere auch, weil auch der der Thurgauischen Kunstgesellschaft gehörende Nachlass des Künstlers hier aufbewahrt wird. Mit der Übernahme der 17 Werke der Adolf Dietrich-Stiftung erfährt dieser Sammlungsschwerpunkt noch einmal eine bedeutende Erweiterung. So sind mit drei Winterbildern, dem "Stillleben mit Kürbissen" von 1929 sowie mit einem der seltenen Vogelaquarelle mehrere unbestrittene Hauptwerke des Künstlers Teil der Schenkung.
In der Ausstellung "Kostbarkeiten von Adolf Dietrich" werden alle neu ins Museum gelangenden Werke gezeigt. Durch die Einbettung ins Werkkonvolut der Sammlung des Kunstmuseums lässt sich das Schaffen des Berlinger Malers auf lebendige Art und Weise entdecken.
Die Adolf Dietrich-Stiftung wurde vom Künstler Peter Somm (1940-2023) ins Leben gerufen. Der in Sulgen geborene Arzt und Künstler war zeitlebens fasziniert von der angeborenen Begabung, der Unbeirrbarkeit und absoluten Hingabe, mit der Dietrich sein unvergleichliches Werk geschaffen hatte. Peter Somm und seine Frau Susanne begannen, Werke des Berlinger Malers zu sammeln und gründeten 2015 die Adolf Dietrich-Stiftung mit dem Ziel, die gesammelten Kostbarkeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Verlauf der letzten Jahre zeigte sich aber, dass die Stiftung diese Aufgabe nur beschränkt erfüllen konnte, und so beschloss der Stiftungsrat, die Werke dem Kanton Thurgau zu übergeben, wo im Kunstmuseum in Bezug auf Adolf Dietrich seit Jahrzehnten ähnliche Ziele erfolgreich verfolgt werden. Gleichzeitig übergab Peter Somm dem Kanton Thurgau ein bedeutendes Konvolut seines eigenen Schaffens, das damit im Kunstmuseum ebenfalls repräsentativ vertreten ist.