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Richard Grayson: The Golden Space City of God

24. Oktober 2010 – 27. März 2011

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Richard Grayson: The Golden Space City of God, 2009, Graphitzeichnung auf Papier, courtesy the artist and Matt's Gallery London
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Richard Grayson: The Golden Space City of God, 2009, Graphitzeichnung auf Papier, courtesy the artist and Matt's Gallery London
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Richard Grayson: The Golden Space City of God, Production Still, D 45', courtesy the artist and Matt's Gallery London
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Richard Grayson: The Golden Space City of God, 2010, Graphitzeichnung auf Papier, 59,4 x 42cm, courtesy the artist and Matt's Gallery London

„Golden Space City of God“ präsentiert im grossen Ausstellungskeller den Konzertmitschnitt des gleichnamigen Werkes durch einen 26 köpfigen Chor. Die Komposition stammt aus der Feder des britischen Komponisten Leo Chadburn und basiert auf einem Libretto Graysons, das als Untertitel im Video erscheint. Der Inhalt basiert auf Texten, die eine detaillierte Vorstellung geben vom Ende der Welt, hervorgerufen durch eine weltweite Wirtschafts- und Erdölkrise und begleitet durch Kriege und Plagen. Sie berufen sich einerseits auf das Buch der Offenbarung, sind jedoch ebenso beeinflusst durch Sprache und Bilder der Science Fiction Generation der 1960er Jahre.
Die Sekte „The Family“, die dieses Zukunftsszenario entworfen hat, versteht sich als die wahre christliche Gemeinschaft und glaubt sich in der Endzeit lebend, einer „,Ära, die in der Heiligen Schrift »die letzten Tage« oder »die Endzeit« genannt wird, mit anderen Worten, die Zeit, die dem zweiten Kommen Christi unmittelbar vorangeht.“ (Zitat aus: www.diefamilie.com) Die Kommune ist heute in rund 100 Ländern tätig und umfasst etwa 8-10 000 Anhänger. Kleinere Gruppen sind auch in der Schweiz aktiv.
Zum Inhalt: Den Beginn der Endzeit markieren weltweite ökonomische und soziale Unruhen, die sich über den ganzen Globus ausbreiten, gefolgt von einer Ölkrise und dem Kollaps der Bankenwelt. Aus diesem Chaos steigt ein Weltführer, der Antichrist auf, der - von UFOs assistiert - ein weltumspannendes Imperium aufbaut, mit Hilfe von Kreditkarten-Technologie und Pin-Codes, der UNESCO und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Er baut einen gigantischen Roboter, vernichtet damit den Kapitalismus, macht sich durch Unterdrückung zum alleinigen Weltherrscher und lässt sich als Gott anbeten. Schliesslich steigt Jesus ein zweites Mal zur Erde hinab, besiegt ihn und schafft ein Königreich der Auserwählten. Tausend Jahre vergehen, in denen diese abseits in einer Idealgemeinschaft leben und die Massen mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten in Schach halten. Die übrige Menschheit erhebt sich schliesslich noch ein letztes Mal, wird jedoch von Feuer und Plagen zerstört. Am Ende steigt Gott im grössten je erbauten Raumschiff auf die Erde hinab, der „Golden Space City“, und führt die Auserwählten zu neuen Planeten und Galaxien.
Im großen Ausstellungskeller des Kunstmuseums Thurgau findet Richard Grayson nun einen Raum vor, der für diese Arbeit wie gemacht scheint. Der ehemalige Weinkeller des Kartäuserklosters, dessen Gewölbe eine fast sakral aufgeladene Stimmung verbreitet, bildet den optimalen Rahmen für die raumfüllende Video-Audio-Installation. Der Künstler beschränkt sich nämlich nicht auf den Konzertmitschnitt selbst, sondern setzt den Film in eine bestimmte räumliche Umgebung, mit passender Bestuhlung, Vorhang und Teppich. Das Publikum wähnt sich in einem (religiösen) Gemeinschaftsraum, und es entsteht das Gefühl, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Damit verweist Richard Grayson auf jene Mechanismen, die für die Bildung von fundamentalen Gruppen mitverantwortlich sind: Gruppenzugehörigkeit, Identitätssuche und Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit.
Im vorderen Teil des Kellers schliesslich stellt eine Serie von grossformatigen Zeichnungen, die in Zusammenhang mit dem Thema entstanden sind, neben dem Installationskünstler, Librettisten und Kuratoren auch den Zeichner Richard Grayson ins Zentrum.
„Golden Space City of God“ kam am 14. März 2009 in Say Si (San Antonio, Texas) zur Aufführung und wurde produziert von Artspace, San Antonio und Matt’s Gallery, London.

 

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