Museumssammlungen wachsen, nicht nur durch Ankäufe, sondern regelmässig auch durch Schenkungen. So konnte das Kunstmuseum Thurgau in den letzten Jahren einige bemerkenswerte Zugänge verzeichnen, die in einer neuen Sammlungspräsentation dem Publikum vorgestellt werden. Neben Bildern von Stars der Kunstszene wie Adolf Dietrich, Helen Dahm oder Ferdinand Hodler fanden auch Schmuckstücke von Persönlichkeiten mit weniger bekannten Namen wie Elsbeth Meyer, Theo Glinz, Hans Brühlmann oder Pya Hug den Weg ins Museum.
Museumssammlungen sind mehr als eine zufällige Anhäufung von Bildern und Objekten. Museen haben vielmehr den Anspruch, eine Art Gedächtnis einer Gemeinschaft zu bilden und folgen beim Zusammentragen der Objekte einem ausformulierten Konzept. Im Thurgau bilden Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit Kantonsbezug einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt. Mit der Einrichtung eines Museums ab 1972 wurde diese Konzept um die sogenannte Naive Kunst erweitert.
Die Umsetzung solcher Sammlungskonzepte ist allerdings von einigen Unabwägbarkeiten begleitet. So können etwa die Preise in Höhen steigen, die einen Erwerb von passenden Werken verunmöglichen. Der Ankauf von Schlüsselwerken von Adolf Dietrich ist für das Kunstmuseum Thurgau nur noch in Ausnahmefällen zu leisten. Dank Schenkungen sind die Dietrich-Bestände des Museums in letzter Zeit dennoch um einige hervorragende Bilder angewachsen. Erst vor wenigen Wochen konnte das Gemälde "Treibhaus mit Amaryllis und Krokus" aus dem Jahre 1930 als Schenkung einer Basler Familie entgegengenommen werden. Dieses Bild ist ein hervorragendes Beispiel für Dietrichs akribische Beobachtungsgabe und seinen Hang, das Gesehene naturnah ins Bild zu übersetzen. Nicht zufällig wurde sein Schaffen in der Zwischenkriegszeit der damals aktuellen Bewegung der Neuen Sachlichkeit zugerechnet. Das Meisterwerk "Treibhaus mit Amaryllis und Krokus" wird in einer Reihe von weiteren Arbeiten des Berlinger Malers gezeigt, die ebenfalls in den letzten Jahren in die Sammlung des Museums gelangten.
Eine wichtige Ergänzung der Sammlung bedeutet auch das 1903 entstandene Bild "Schloss Hagenwil" von Hans Brühlmann, einem Zeitgenossen von Dietrich. Im Gegensatz zu diesem erhielt Brühlmann eine akademische Ausbildung in Stuttgart und gehörte zu den hochgelobten Talenten seiner Zeit. Das Gemälde zeugt von Brühlmanns Verbundenheit mit dem Thurgau, wo er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte. Eine tragische Krankheit, die zu seinem frühen Tod führte, brach eine der hoffnungsvollsten Künstlerkarrieren jener Zeit ab.
Einer der einflussreichsten Künstler der Generation vor Hans Brühlmann, Helen Dahm, Carl Roesch oder Theo Glinz war Ferdinand Hodler. Er prägte die Werke der nachfolgenden Künstlerinnen und Künstler entscheidend. Seit einigen Monaten ist das Kunstmuseum Thurgau im Besitz eines Hodler-Gemäldes. Dieses passt zwar nicht eigentlich ins Sammlungskonzept, öffnet aber die Möglichkeit, anhand von Originalen die Kunstentwicklung vor dem Ersten Weltkrieg sinnlich erfahrbar zu machen. Anhand des von Hodler, Glinz und Dahm je unterschiedlich gestalteten Baummotivs lässt sich trefflich zeigen, wie experimentierfreudig in jener Zeit nach neuen Wegen gesucht wurde, die Welt mithilfe der Malerei mit "frischen" Augen wahrzunehmen.
Die Ausstellung "Neu im Museum" gibt einen kleinen, aber umso exquisiteren Einblick in den Sammlungsreichtum des Kunstmuseums Thurgau, in dem noch mancherlei Schätze verborgen sind.
Sobald das Museum wieder für das Publikum geöffnet werden kann, werden die Werke zugänglich gemacht.