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Gelobt, gepriesen und vergessen

1. Mai 2022 – 18. September 2022

Von der Vergänglichkeit des Ruhms

Woran misst sich die Bedeutung einer Künstlerin, eines Künstlers? Diese Frage ist so einfach nicht zu beantworten, denn Erfolg kann sich in ganz unterschiedlicher Form zeigen. Sicher geben die Teilnahme an Ausstellungen und die Präsenz in Kunstzeitschriften Hinweise auf die Aufmerksamkeit, die einem Schaffen zukommt. Auch die Realisierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum, das Ansehen bei Kolleginnen und Kollegen oder ein Engagement in Berufsorganisationen können als Merkmale der Wichtigkeit einer Künstlerin, eines Künstlers interpretiert werden.
Die Basis für späteren Ruhm wird mit wenigen Ausnahmen schon zu Lebzeiten einer Künstlerin, eines Künstlers gelegt. Werke des wohl berühmtesten Thurgauer Malers Adolf Dietrich (1877–1957) waren schon ab 1913 in Dutzenden Ausstellungen nicht nur in der Ostschweiz, sondern auch in Zürich, Berlin, Mannheim, Paris und New York zu sehen. Seine Bilder wurden in Zeitschriften und Büchern reproduziert und verkauften sich zu ständig steigenden Preisen schneller, als er sie malen konnte. Die Aufmerksamkeit wuchs auch nach seinem Tod weiter, und heute gehört Dietrich unbestritten zu den bedeutendsten Malern der Schweiz, dessen Werk in wichtigen Privat- und Museumssammlungen prominent vertreten ist.
Auch andere Künstlerinnen und Künstler erlebten zu Lebzeiten eine erfolgreiche Karriere. Theo Glinz (1890–1962), Sohn eines Zeichenlehrers, erhielt eine hervorragende Ausbildung, zuerst als Stickereizeichner in St. Gallen, dann in Paris und an der Akademie in München, einer der damals renommiertesten Ausbildungsstätten Deutschlands. Zurück in der Schweiz arbeitete er als Kunstlehrer, als Zeichner für den Nebelspalter und konnte seine Gemälde und grafischen Blätter in vielen Ausstellungen zeigen und verkaufen. Glinz gewann Wettbewerbe für Kunst im öffentlichen Raum, etwa für Bilder in der Kantonsschule St. Gallen, und er war Mitglied des Vorstands der GSMBA. Nach seinem Tod 1962 und einer Gedächtnisausstellung im Kunstmuseum St. Gallen verblasste die Bekanntheit des Künstlers aber bald. Heute kennt kaum jemand mehr seinen Namen.
Theo Glinz ist kein Einzelfall. Erfolg und Bedeutung zu Lebzeiten sind eine unsichere Sache. Namen, die in früheren Zeiten einen guten Klang hatten, sind heute nicht selten nur noch Fachleuten bekannt, und ehemals teuer verkaufte Kunstwerke werden in Brockenhäusern oder auf Ebay zum Verkauf angeboten. Ähnliche Karrieren wie jene von Glinz sind im Bodenseeraum nicht selten, und schnell lässt sich eine ansehnliche Liste von in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen und Künstlern zusammenstellen, auf der etwa Ernst Emil Schlatter (1883–1954), Martha Haffter (1873–1951), Fanny Brügger (1896–1970) und August Herzog (1885–1959) figurieren, aber auch jüngere wie Jacques Schedler (1927–1989), Charlotte Kluge-Fülscher (1929–1998) oder Paul Talman (1932–1987).
Die Ausstellung "Gelobt, gepriesen und vergessen – Von der Vergänglichkeit des Ruhms" spürt solchen Persönlichkeiten der Ostschweizer Kunstszene nach, deren Schaffen aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit verschwunden ist. Sie dokumentiert die Lebendigkeit des kulturellen Lebens in dieser Region und thematisiert die Schnelllebigkeit des gesellschaftlichen Gedächtnisses.
Mit Werken von Emma Bindschedler, Fanny Brügger, Ignaz Epper, Fritz Gilsi, Theo Glinz, Martha Haffter, Jenny Hippenmeyer, Charlotte Kluge-Fülscher, Jacques Schedler, Ernst Emil Schlatter, Mathilde van Zùylen und anderen.

Presseunterlagen finden Sie hier.

Hier ein schönes Feature auf SWR2.

Hier der arttv-Beitrag:

 

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